Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch, lässt sich bei seiner Arbeit von Papst Franziskus und dessen Enzyklika „Laudato si“ inspirieren: „Darin steckt eine Menge Spirit: sowohl eine messerscharfe Analyse der globalen Krisen als auch ein Weckruf für gemeinsames Handeln“, so Bals. Er beobachte, dass international auf dieser dialogischen Basis viel Dynamik entstehe und Gruppierungen aus Wissenschaft und verschiedenen Religionen zusammenarbeiteten und nach Lösungen suchten.
Der besondere Beitrag der Religionen liegt für Bals darin, dass hier die Verbundenheit der Welt, der Menschen und der Natur fest in Tradition und Spiritualität verankert seien. Diese Kraftquellen fehlten sonst in der rationalen Problemanalyse und Transformationsbewegung. Und Transformation zu einem nachhaltigen Lebensstil sei dringend nötig, insbesondere in den fünf Bereichen Mobilität, Strom, Heizung/Kühlung, Ernährung/Fleischkonsum sowie Geldanlage.
Mit Elisabeth Flämig als Saxophonistin kam nicht nur Musik in den Abend. Als Walkact Dr. Schizophrenia untersuchte sie schon beim Hereinkommen die Gäste auf den Nachhaltigkeitsvirus. Darauf bezog sich Dietmar Müßig, der Leiter der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Hildesheim: „Eine verbreitete Form von Schizophrenie muss schon vorliegen. Sonst könnten wir kaum den Zustand unseres Planeten, unseren Anteil am Klimawandel und an Umweltausbeutung so erfolgreich abspalten und ignorieren. Hier braucht es dringend Änderungen bei der Mobilität und im Konsum. Dabei müssen die Kirchen vorangehen und CO²-neutral werden.“ Mirjam Laaser stimmte ihm zu und ergänzte: „Es gibt keinen Grund, weshalb die Kirchen in Deutschland nicht alle öko-fair beschaffen.“
Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Wo Gerechtigkeit strömt. Ideen für ein starkes Miteinander in Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft“, organisiert von der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) Region Hildesheim und der Evangelischen Bildung Hildesheim-Sarstedt. Die Reihe wird fortgesetzt am 9. März mit der Veranstaltung „Wie geht bunt im eigenen Haus? Bildung zwischen kreativer Diversität und Ausgrenzung“ um 17 Uhr in der Begegnungs- und Beratungsstätte „Treffer“ der Diakonie Himmelsthür, Peiner Straße 6, Hildesheim.
An diesem Abend spricht Erna Zonne-Gätjens von der Fachhochschule für interkulturelle Theologie in Hermannsburg über den Umgang mit kultureller und religiöser Verschiedenartigkeit in Kindergarten und Schule. Edgar Wendt wird praktische Beispiele interkultureller Musikpädagogik geben.
Wie Mitbürger zu Mutbürgern werden und wo sich DemokratieretterInnen finden lassen, darüber sprechen der Journalist und Philosoph Jürgen Wiebicke und die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen, Ulrike Engler, am 10. April von 19.30 bis 22 Uhr im Literaturhaus St. Jakobi. Michaela Grön
Mehr Informationen gibt es unter http://www.eeb-hildesheim.de/.