Gesundes Selbst-Bewusstsein schützt

Nachricht Sarstedt, 12. Februar 2018

Prävention im Paul-Gerhardt-Kindergarten

Wenn jemand „bei etwas Bauchschmerzen hat“, dann hat er meist ein recht gutes „Bauchgefühl“: ein Gespür dafür, was gut und richtig ist. Das ist bei Kindern nicht anders als bei Erwachsenen. Und doch erziehen manchmal Eltern ihre Kinder dazu, dieses Gefühl auszublenden, wenn es darum geht, das zu tun, was andere von ihnen verlangen. Dabei ist dieses intuitive Entscheiden ein archaischer Schutzmechanismus, der die Menschen seit jeher davor bewahrt hat, Dinge zu tun, die ihnen schaden.

Hier setzt das seit einigen Jahren bestehende Präventionskonzept des Paul-Gerhardt-Kindergartens in Kooperation mit dem Hildesheimer Verein Wildrose, Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt e.V., an. In einem dreitägigen Kurs beschäftigen sich jeweils die künftigen Schulanfänger der Kita mit dem Selbst-Schutz. Unter der Anleitung von Birgit Klein von Wildrose ging es auch dieses Mal ums bewusste „Ja“- und „Nein“-Sagen, das Hören auf die eigenen Bedürfnisse, die Frage, wer und was eigentlich „fremd“ ist, und die eigene Selbstwahrnehmung.

Vor "Fremden" warnen viele Eltern ihre Kinder, mit ihnen sollen sie nicht mitgehen. Doch wer ist eigentlich fremd? Die Nachbarin, Papas Arbeitskollege oder der Opa der besten Freundin? Wenn Kinder im eigenen Zuhause gedrängt werden, der Tante das Küsschen oder dem Opa die Umarmung nicht zu verweigern, lernen sie schon früh, dass ihre eigene Meinung nicht zählt. Warum sollten sie also zu dem „bösen Fremden“ „Nein“ sagen, wenn er um etwas bittet oder zu etwas auffordert?

Birgit Klein begann jeden Kurstag mit der Frage „Wie geht es euch, was wünscht ihr euch vom Tag, damit er schön wird?“ Dann wurden unter anderem die Bilderbücher „Der Neinrich“ und „Nein! Nein! Ich steig´ in kein fremdes Auto ein!“ vorgelesen und über den Inhalt gesprochen. Dazu wurden „Ja“- und „Nein“-Hände aus Pappe gebastelt, mit denen die Mädchen und Jungen auch visuell ihre Zustimmung und Abneigung deutlich machen konnten. Später kamen Mimik-, Gestik- und Körperhaltungsübungen dazu.

Damit der Kurs nicht ins Leere läuft, gehört zu jedem Kursdurchlauf in der Paul-Gerhardt-Kita auch ein Elternabend, in dem die Eltern Fragen stellen können und erfahren, dass ein Kind, das sein Recht auf Selbstbestimmung erlebt, weniger gefährdet ist, ein Opfer zu werden. Denn ein starkes, selbstbewusstes Kind weiß, wann es auf sein Bauchgefühl hören muss. Christina Steffani-Böringer