Wertschätzung, Spiritualität und vor allem viel Zeit für den ganzen Menschen

Nachricht Hildesheim, 08. März 2018

Pastorin Christine Aden-Loest und Pastoralreferent Andreas Metge bieten am Ameos-Klinkum seelsorgerliche Gespräche an

Hildesheim. Am Ameos-Klinikum für Psychiatrie und Psychotherapie ist die kirchliche Seelsorge für PatientInnen und Mitarbeitende zu einer selbstverständlichen Ergänzung des therapeutischen Angebots geworden. „Ich habe den Eindruck, dass wir wie Ergo und Physio einfach dazugehören“, sagt Pastorin Christine Aden-Loest, „dass wir als Ressource wahrgenommen werden.“ Die evangelische Pastorin ist seit Februar mit einer Dreiviertelstelle seelsorgerlich an der Klinik tätig, als Nachfolgerin von Pastor Cord Muckelberg. Den hatte sie zuvor schon seit 2015 mit einer Viertelstelle unterstützt.

Sie teilt sich die Aufgabe mit ihrem katholische Kollegen, dem Pastoralreferenten Andreas Metge, der mit einer halben Stelle im Einsatz ist. Die Arbeitsteilung bringt einige Vorteile. Einerseits sprechen manche PatientInnen lieber mit der Pastorin oder dem Pastor der eigenen Konfession. Andererseits haben sie jetzt auch die Wahl, ob sie mit einem Mann oder einer Frau reden möchten. Gerade Frauen, die in ihrer Lebensgeschichte mit männlicher Gewalt konfrontiert waren, fassen zu einer Frau leichter Vertrauen, meint Christine Aden-Loest: „Andererseits werden auch Männer manchmal durch eine Frau an ihrer weichen Seite berührt.“

Die Grenze zwischen Seelsorge- und Therapiegespräch sei nicht immer leicht zu ziehen, weiß die Pastorin. Es gebe aber selbstverständlich grundsätzliche Unterschiede. So gehen die Seelsorger ohne einen konkreten Arbeitsauftrag in ein Gespräch, müssen weder analysieren noch heilen, im Anschluss keine Gutachten oder Dokumentationen verfassen. Sie können daher die Themen in aller Ruhe auf sich zukommen lassen.

„Es geht immer um Beziehungen. Und um die Wertschätzung, die man jemandem entgegenbringt.“ Im Gespräch können PatientInnen oder manchmal auch Mitarbeitende einfach alles loswerden, was die Seele belastet. Gegenüber Ärzten und Therapeuten haben die Seelsorger außerdem einen Vorteil: „Ich habe Zeit. Das ist ein großer Luxus“, weiß Christine Aden-Loest.

Vor allem wenn es um Schuld und Trauer geht, sind die Theologen gefragt, außerdem bei Fragen, die die Spiritualität betreffen. „Aber Sinnsuche ist ja nicht an Religion gebunden“, meint Pastorin Aden-Loest. Und auch Andreas Metge betont: „Spiritualität gehört zum Menschen, das sollte man von anderen Lebensbereichen gar nicht so strikt trennen.“

Was immer die PatientInnen zu sagen hätten, sie nehme es an, erklärt die Pastorin. Ob die Schilderungen immer einer objektiven Realität standhalten, darauf komme es nicht an: „Es gehört zu dem Menschen dazu. Er trägt das in sich“, sagt sie.

Für die besonderen Herausforderungen der Seelsorge an der Ameos-Klinik fühle sie sich aufgrund ihrer Lebenserfahrung gewappnet, durch Fortbildungen beispielsweise zur Lebens-, Familien- und Eheberaterin bringe sie auch das nötige Handwerkszeug mit. Das gebe ihr die Gelassenheit, sich im Gespräch vom Moment leiten zu lassen.

Viel Leid und Unglück, Angst, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit begegnen den Seelsorgern in den Gesprächen. Doch meist gelingt es ihnen, diese belastenden Lebensgeschichten hinter sich zu lassen, wenn sie nach Hause zu ihren Familien gehen: „Sonst kann man diese Arbeit nicht machen“, ist Pastorin Aden-Loest überzeugt. Wiebke Barth