Mit Worten und Liedern gegen Diktaturen

Nachricht Hildesheim, 26. August 2019

Ausstellung „Frieden geht anders – aber wie?“ in der Martin-Luther-Kirche

Lutz Krügener und Katrin Bode bauen die Ausstellung in der Martin-Luther-Kirche auf. Foto: Wiebke Barth

Hildesheim. Können friedliche Proteste Diktaturen überwinden? Kann man mit Konzerten erfolgreich für die Freiheit kämpfen? Helfen Worte, wo Waffen versagt haben? Kann Zivilcourage Leben retten? Eine Ausstellung in der Martin-Luther-Kirche zeigt an konkreten Beispielen: Ja, das hat es alles schon gegeben.

Die Ausstellung „Frieden geht anders – aber wie?“ wurde vom Zentrum Oekumene in Frankfurt entwickelt und wird jetzt von der Landeskirche Hannovers auf eine Rundreise geschickt. Erste Station ist die Martin-Luther-Kirche in Hildesheim. Hier wird die Ausstellung am Montag, 26. August, um 17 Uhr eröffnet. Superintendent Mirko Peisert wird ein Grußwort sprechen. Lutz Krügener, Beauftragter für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste, gibt eine Einführung. Außerdem berichtet die Hildesheimer Friedensfachkraft Cornelia Scholvin-Virreira über ihre Tätigkeit in Südamerika.

Die Ausstellung wurde für Jugendliche ab 14 Jahren und für Erwachsene konzipiert. Anstatt mit Schreckensbildern aus Krisen- und Kriegsgebieten Angst zu verbreiten, zeigt sie positive Beispiele, wie Menschen ohne Waffengewalt für Frieden eingetreten sind. Sie erinnert zum Beispiel an die christlichen und muslimischen Frauen in Weiß in Liberia, die sich zusammentaten, um Friedensverhandlungen zu erreichen. „Wir hatten keine Angst, denn die schlimmsten Dinge, die man sich vorstellen kann, waren uns bereits passiert“, schrieb Leymah Gbowee, Koordinatorin der Organisation "Women in Peacebuilding" in ihrer Autobiographie.

Die Bedeutung von Zivilcourage Einzelner wird am Beispiel von Beinahe-Katastrophen während des Kalten Krieges veranschaulicht. So weigerte sich der sowjetische Oberst Stanislaw Petrow 1983 nach einem Fehlalarm, den angeblichen Angriff der USA weiterzuleiten. Er wollte für einen Gegenschlag und möglichen Beginn eines Dritten Weltkriegs nicht verantwortlich sein und behielt Recht – das Satellitensystem hatte Reflexionen falsch interpretiert.

Es gehe in der Ausstellung aber nicht nur darum, historische Ereignisse in Erinnerung zu rufen, erklärt der Friedensbeauftragte Lutz Krügener. Vielmehr gehe es um Anstöße für die Zukunft, andere Wege als die militärischen zu suchen. Manches Beispiel lasse sich auch auf das eigene persönliche Umfeld übertragen: Mut zur Zivilcourage erfordere zum Beispiel auch die Teilnahme an den Fridays-for-Future-Demonstrationen. Die Robert-Bosch-Gesamtschule setze sich ja auch mit einem Konzert bei ihrem Toleranzfestival 20. September für Frieden ein. Und wer über den Früchteboykott gegen die Apartheid in Südafrika lese, denke vielleicht auch über das eigene Konsumverhalten neu nach.

Die Ausstellung „Frieden geht anders – aber wie?“ arbeitet mit Bannern, Texten und Bildern, ergänzt durch kurze Videos. Sie bleibt bis zum 22. September in der Martin-Luther-Kirche aufgebaut und ist jeweils sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie im Anschluss an die Gottesdienste geöffnet. Schulklassen und Gruppen können sich unter Tel. 05121/16 75 34 zu einer Führung anmelden. Für Gruppen hat das Landesjugendpfarramt außerdem Material ausgearbeitet, das während der Besichtigung oder auch zur Vor- und Nachbereitung verwendet werden kann.

Die Ausstellung, meint Diakonin Katrin Bode, passe genau in die Zeit und genau in die Nordstadt, die im März den Hildesheimer Friedenspreis erhalten hat. Das Thema Frieden wird in Hildesheim außerdem am 31. August aktuell, wenn am Michaelis-WeltCafé ein Friedenspilgerweg beginnt. Am Freitagabend ab 18 Uhr gibt es zur Einstimmung einen Pilgerweg rund um den Michaelishügel. Der DGB begeht am 1. September ab 15.30 Uhr zudem den Antikriegstag an den Gräbern der Zwangsarbeiter auf dem Nordfriedhof.   Wiebke Barth