Nach 50 Jahren fliegen die Teppiche raus

Nachricht Hildesheim, 09. Mai 2018

Alte Läufer wurden in der Andreaskirche zu hässlichen Stolperfallen

Hildesheim. Schön waren sie nun wirklich nicht mehr, die Teppiche in der St. Andreas-Kirche. Seit 50 Jahren lagen sie in den Gängen zwischen den Kirchenbänken und haben seither unter ungezählten Fußtritten deutlich gelitten. Nun kommen sie raus. Zurück bleibt feiner roter Staub auf den Steinfliesen von den durch Alter trocken und bröselig gewordenen Teppichrücken.

Schon bald nach der Wieder-Einweihung der Kirche 1965 war der Gemeinde klar geworden, dass die Akustik in dem hohen dreischiffigen Steinbau nach schallschluckendem Stoff verlangte. Auch mit den Teppichen sei die Akustik in der Kirche durchaus noch problematisch gewesen, weiß Pastorin Dr. Martina Janßen. Wer hier predigen oder eine Lesung halten will, sollte schon aufpassen, wo er sich positioniert. Je nach Standort oder Stimmlage, so die Pastorin, sind die Sprechenden sehr unterschiedlich gut zu verstehen. Nun soll ein Akustik-Gutachten bei der Entscheidung helfen, welche Maßnahmen die Klangqualität in der Kirche in Zukunft wohl verbessern könnten. 

Die langen Läufer waren nicht nur hässlich geworden, sie hatten sich mit der Zeit verzogen, standen an den Enden hoch und wurden zu gefährlichen Stolperfallen. Küster Uwe Merten bemühte sich, Unfälle zu verhüten, indem er lose Ecken mit Klebestreifen befestigte – ein schöner Anblick war das allerdings auch nicht. Daher entschied der Kirchenvorstand in diesem Frühjahr, dass endlich etwas passieren sollte. Die Teppiche müssten weg. Und so rückten Levent Ertop und sein Mitarbeiter Thomas Adams von der Entrümpelungsfirma Pitti an und rollten alle Teppiche zusammen. Küster Merten blieb ihnen immer mit dem Besen auf den Fersen, damit der rote Staub sich gar nicht erst in der ganzen Kirche ausbreiten konnte.

Für die Zukunft böten sich der Andreas-Gemeinde zurzeit noch mehrere Möglichkeiten, erklärtPastor Detlef Albrecht. So könnten neue Teppichläufer angeschafft werden, sie würden voraussichtlich etwa 30000 Euro kosten. Andere Maßnahmen könnten sein, die Steinfliesen aufzurauen oder mit einem schallschluckenden Lack zu versehen. 

Auch schallschluckendes Material an den Rückseiten der Kirchenbänke oder Stoffbahnen an den Mauerflächen der Obergaden, also der oberen Fensterreihe des Mittelschiffes, könnten den Klang im Raum verbessern. Zunächst wird das Ergebnis des Gutachtens abgewartet, dann werden die Möglichkeiten mit dem Amt für Bau- und Kunstpflege abgestimmt und die Kosten verglichen. In der Zwischenzeit können Gemeinde und PastorInnen erleben, wie ein Gottesdienst in ihrer Kirche ohne Teppiche wirkt. Wiebke Barth

Bilder:

Pastorin Dr. Martina Janßen gefällt die Andreaskirche besser ohne die alten Teppichläufer. Entrümpeler Levent Ertop und Küster Uwe Merten haben Teppichrollen und Schmutz hinausgeschafft.

Pastorin Dr. Martina Janßen und Küster Uwe Merten beobachten, wie Thomas Adams und Levent Ertop die Teppichrollen aufladen. Der Boden ist noch rot vom Staub der Teppichrücken. Fotos: Barth