
Hildesheim. „Frieden schaffen ohne Waffen“ – der Slogan der Friedensbewegung vom Anfang der 1980er Jahre ist für Lutz Krügener alles andere als eine leere Phrase. Der Friedensbeauftragte der evangelischen Landeskirche Hannovers hat schon als Schüler für Frieden und Umweltschutz demonstriert und erfolgreich den Wehrdienst verweigert und Zivildienst geleistet. Er glaubt nicht daran, dass mehr Rüstungsausgaben und militärische Einsätze zu mehr Frieden führen können.
„Darum wird mir manchmal Naivität vorgeworfen“, weiß der Pastor. „Aber mir konnte noch niemand überzeugend darstellen, wie der Einsatz von Waffen in modernen Konflikten und Kriegen zum Frieden geführt hat. Dennoch werden weiterhin Unsummen an Geld, Intelligenz und letztlich Leben eingesetzt.“ Er befindet sich darin im Einklang mit der Haltung der Landessynode. In deren Grundsatzbeschluss zur Kirche des gerechten Friedens von 2016 heißt es: „Die Erhöhung der weltweiten Ausgaben für Rüstung und Militär sind ein Irrweg, der verlassen werden muss.“
Für Lutz Krügener gehören Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung als Ziele untrennbar zusammen. „Über diese Themen bin ich zu Glauben und Kirche gekommen.“ Denn ein langfristiger und haltbarer Frieden sei nur in einem gerechten System möglich, und die Folgen des Klimawandels könnten Prognosen zufolge die Hauptursachen künftiger Kriege sein. Der „Schrei nach Gerechtigkeit im Alten Testament“ und der „widerständige Pazifismus“ von Jesus seien seine Inspirationsquellen bis heute, erklärt der Friedensbeauftragte.
17 Jahre lang war Lutz Krügener Gemeindepastor in seiner Heimatstadt Sarstedt, bis die Familie vor fünf Jahren nach Hildesheim umzog und der Pastor die Stelle des Referenten für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste antrat. Ein ganz wichtiger Teil seiner Aufgaben ist das Angebot von Bildungsprogrammen für Schulen oder Konfirmandengruppen, um Wege friedlicher Konfliktlösung zu zeigen: ganz nah unter den Jugendlichen selbst, in Familie, Schule und Gemeinde. Aber auch weltweit gedacht sollen Alternativen zum militärischen Handeln sichtbar werden.
Der direkte politische Einfluss der Kirche auf Verteidigungs-, Außen- oder Klimapolitik ist gering, da macht sich der Friedenspastor nichts vor: „Die Stimme der Kirche ist zu schwach.“ Immer mehr und lautere Stimmen aus der Bevölkerung jedoch könnten durchaus etwas bewegen. Damit in Deutschland zum Beispiel mehr Geld in Klimaschutz und zivile Friedensdienste investiert werde, anstatt den Verteidigungshaushalt aufzustocken.
Die Bundesregierung finanziere sogenannte Friedensfachkräfte, nennt Lutz Krügener ein Beispiel. Die seien darin ausgebildet, in Krisengebieten an der Seite ziviler einheimischer Gruppen die gegnerischen Parteien zu Gesprächen zusammenzubringen und die Ursachen der Feindseligkeiten aufzuarbeiten. Die Ausgaben für diese wichtige Aufgabe seien aber nur ein winziger Bruchteil im Vergleich zu den Rüstungsausgaben.
Nachrichten wie die über Rüstungsexporte in Milliardenhöhe aus Deutschland an Beteiligte im Jemen-Krieg sind für Lutz Krügeners Bemühungen ein herber Schlag, lassen ihn aber nicht aufgeben. Er habe eine optimistische Grundhaltung, Resignation sei nicht seine Sache, erklärt er: „Ich handele nicht aus Angst, sondern aus Liebe zum Leben.“ Wiebke Barth