Der Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose e.V. (TBA) löst sich auf – doch die Beratung geht weiter. 40 Jahre lang war der TBA für Menschen ohne Arbeit in Stadt und Landkreis Hildesheim da: hat im Behördendschungel mit sozialrechtlicher Beratung geholfen, psychisch-soziale Unterstützung geboten und war Fürsprecher in der politischen Diskussion. Jetzt jedoch befindet sich der Verein in Auflösung.
Die gute Nachricht: Das Beratungsangebot wird es weiterhin geben, ab sofort unter dem Dach des Diakonischen Werks im ev.-luth. Kirchenkreisverband Hildesheim. „Wir sind froh, dass die Beratung im kirchlichen Bereich fortgesetzt wird und künftig auch in der Nordstadt stattfindet“, sagt TBA-Vorsitzender Jochen Grön, Pastor der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde.
1984 wurde der Verein unter dem Namen Trägerkreis Arbeitslosentreff gegründet. „Die Idee war von Anfang an, Betroffene mit einzubeziehen“, erläutert Matthias Böning, Geschäftsführer der Diakonie in der Region Hildesheim und Peine. Gerjet Harms war schon bei der Gründung dabei und gehört noch immer dem Vorstand an: „Arbeitslose werden zu wenig wahrgenommen, auch in den Gemeinden“, sagt er.
Das wollte der Verein ändern. Es gab einen Treff, wo gemeinsam gefrühstückt und gekocht wurde, außerdem öffentliche Aktionen wie das Verteilen von Arbeits-Plätzchen oder Arbeits-Losen an Info-Ständen zum 1. Mai. 1993 wurde ein Sozialhilfe-Leitfaden erstellt und es gab zahlreiche Kooperationen mit anderen Hildesheimer Einrichtungen, darunter auch schon immer mit dem Diakonischen Werk.
In den 1990ern erfolgte die Umbenennung in Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose: Es hatte sich gezeigt, dass die individuelle Beratung mit Hilfe bei Anträgen oder Begleitung zu Behörden den größten Bedarf darstellte. Dafür beschäftigte der Verein von Anfang an eine fachkundige hauptamtliche Mitarbeiterin. Fast vier Jahrzehnte lang hat Uta Friedemann diese Aufgabe erfüllt. „Sie war das Herz des TBA“, heißt es aus dem Vorstand. Oft habe sie sich über die 19 bezahlten Wochenstunden hinaus für die Ratsuchenden eingesetzt.
Viele Jahre lag die Zahl der jährlichen Beratungsgespräche über 700, zuletzt in 2023 waren es noch 416. „Die Zahl ist zurückgegangen, aber die Beratungen sind anspruchsvoller und zeitaufwändiger geworden“, erklärt Böning. Ein bis zwei Stunden setzte Friedemann für ein Gespräch an. In ihren Jahresberichten nennt sie Fallbeispiele, die zeigen, dass für viele Menschen ein Bescheid vom Job-Center undurchschaubar ist, und bei der Berechnung von Ansprüchen oder Rückforderungen nicht selten Fehler zu Ungunsten der Bezieher vorkommen.
Über die konkrete Hilfe hinaus hätten die Ratsuchenden bei Uta Friedemann aber auch ihre Geschichte erzählen, ihr Herz ausschütten und sich dabei auf ihre Vertraulichkeit verlassen können, unterstreicht Gerjet Harms. Denn Arbeitslosigkeit betreffe den ganzen Menschen, die ganze Familie.
Für die Finanzierung ihres Angebotes erhielt die TBA eine Förderung vom Land in Höhe von 13.500 Euro sowie Zuschüsse von Stadt und Landkreis Hildesheim. Knapp die Hälfte der Gesamtkosten musste aber durch Beiträge der rund 50 Mitglieder, Spendenaktionen oder Kollekten der Kirchengemeinden – viele von ihnen gleichzeitig Mitglieder – aufgebracht werden. Darum kümmerten sich der ehrenamtliche Vorstand und fast 30 Jahre lang als ehrenamtlicher Geschäftsführer der 2023 verstorbene Helmut Gräflich. Das Geld zusammen zu bekommen, wurde aber immer schwieriger, und da außerdem Uta Friedemanns Ruhestand bevorstand, beschloss der Verein 2023 seine Auflösung.
Die Diakonie Hildesheim setze die Beratungen fort und habe dafür erfolgreich die gleichen Fördermittel beantragt, so Böning. Die reichten zwar nicht aus, könnten aber durch Projektmittel ergänzt werden, um eine halbe Stelle von Sozialarbeiter Lion von Steimker für die Arbeitslosenberatung zu finanzieren. Wer eine Beratung wünscht, kann über das Diakonische Werk, Tel. 05121/1675-0, einen Termin in der Klosterstraße 6 vereinbaren. Donnerstags von 10 bis 12 Uhr bietet von Steimker eine offene Sprechzeit im Familienzentrum Maluki in der Nordstadt an.