Wie eine eigene Sprache: Illustrationen von Alexander Lemberger sind Ventil für Gefühle

Nachricht Hildesheim, 03. August 2024

Vernissage zur Ausstellung "ausHALTen" in der St.-Lamberti-Kirche am 25. August

Alexander Lemberger. Foto: Priska Tosch

Hildesheim. Die Zeichnungen von Alexander Lemberger faszinieren, verstören und erfreuen zugleich. Sie erzählen von seiner Verarbeitung der Gegenwart. Zu sehen sind die Werke des in der Ukraine geborenen Künstlers vom 25. August bis 20. Oktober 2024, in der Regel von 9 bis 18 Uhr, in der Hildesheimer St.-Lamberti-Kirche. Die Vernissage mit Musik am 25. August beginnt um 15 Uhr, der Künstler ist anwesend.

Die Kunstausstellung „ausHALTen“ bietet reflektierende Einblicke in eine bewegte Zeit. Die Illustrationen von Alexander Lemberger kratzen an zutiefst menschlichen Themen, sie stellen Fragen, zeigen Ängste, geben Hoffnung, treten in den Dialog mit Tod und Leben. Mal melancholisch, mal kritisch, hinterlassen die vielschichtigen Drucke eindeutige Botschaften oder hoffnungsvolle Spuren der Poesie.

„Es ist eine Ausdrucksform wie eine weitere Sprache“, sagt Alexander Lemberger über seine Arbeit. Die Bilder seien für ihn ein Ventil, um die Probleme der Gegenwart, wie den Krieg in seiner Heimat, auszuhalten, ein Mittel, um innezuhalten, um Emotionen zu kanalisieren. „Ich versuche, ein bestimmtes Gefühl, eine Idee, in einem Bild zu fixieren.“ 

Dass seine Illustrationen als Tiefdrucke und als Digitaldrucke öffentlich gezeigt werden, sei für ihn ein „wundervoller Nebeneffekt“, sagt Lemberger, weil nun eine weitere Dimension dazu käme: der Dialog mit den Betrachtenden, der neue Blickwinkel und neue Erkenntnisse eröffnet.

Lembergers Arbeitsweise verbindet den geistigen mit dem haptischen Prozess und das Digitale mit dem Traditionellen: „Ich sehe ein fertiges Bild in meinem Kopf – das eigentliche künstlerische Schaffen besteht darin, dieses Bild aus meinem Kopf zu holen, es sichtbar und real werden zu lassen.“ Dies gelingt ihm mit vielen Skizzen am Tablet, die er immer wieder überarbeitet, bis die digitale Zeichnung deckungsgleich mit seinem Bild im Kopf ist. Anschließend bringt er sie am liebsten als Polymerradierung aufs Papier. Dafür druckt er seine Zeichnung auf Folie aus, um damit eine Kunststoffplatte mit einer speziellen Beschichtung zu belichten. Nach der Entwicklung wird die Platte geätzt, um Vertiefungen zu schaffen, die später die Druckfarbe halten. Anschließend wird die vorbereitete Platte mit Druckfarbe bestrichen, überschüssige Farbe abgewischt und durch eine Druckpresse auf Papier übertragen.

Der Regenmacher von Alexander Lemberger

In der Ausstellung sind auch klassische Radierungen mit Druckplatten aus Metall und große Digitaldrucke zu sehen. Allen Zeichnungen ist eine organische, lebensbejahende Linienführung gemeinsam, mal zart und detailgenau, mal kraftvoll und dynamisch.

»Mein Parallelleben als Künstler hält mich am Leben«, bekennt Alexander Lemberger, der 1970 in der Ukraine geboren wurde und dort Grafik und Buchillustration studiert hat. An der Fachhochschule Hannover setzte er sein Studium fort und schloss 2001 als Diplom-Grafik-Designer ab. Seitdem arbeitet er als freier Grafiker und Frontend-Entwickler. »Ich liebe diese Verbindung von der alten Welt mit der neuen Welt.« 

Priska Tosch