Ananas im Herbst auf einer Nordseeinsel? Davon hielten die Jugendlichen bei einer Freizeit auf Spiekeroog wenig, erzählt Diakonin Katrin Bode. Höflich hätten sie den Herbergswirt gebeten, künftig lieber regional erzeugte Äpfel auf den Tisch zu stellen. Ein Beispiel dafür, dass ökologisch zu denken den Jugend-Mitarbeitenden im Kirchenkreisjugenddienst (KKJD) schon zur Gewohnheit geworden ist.
Nachhaltig einkaufen, vegetarisch kochen, energiesparend reisen: Bei der evangelischen Jugend hat der Kirchenkreis mit den vorgeschlagenen Maßnahmen für öko-faire kirchliche Einrichtungen offene Türen eingerannt. Darum gehört der KKJD jetzt zu den Ersten, die eine entsprechende Auszeichnung einschließlich 1000 Euro in Empfang nehmen durften. Die Auszeichnung wurde dem KKJD im Rahmen eines Jugend-Adventsgottesdienstes durch Superintendentin Cordula Trauner übergeben: „Andere können von euch lernen“, wandte sich Trauner an die Jugendlichen, „ihr seid diejenigen, die etwas bewegen.“
„Ich habe gesehen, dass die Jugend an einem Strang zieht und voll dahinter steht“, erzählt Jonathan Kaether. Der 20-Jährige absolviert zurzeit sein Freiwilliges Soziales Jahr beim Kirchenkreisjugenddienst. 30 Maßnahmen werden in der Kirchenkreis-Broschüre „Zukunftsfähig einkaufen im Kirchenalltag“ vorgeschlagen, sind zehn davon erfüllt, gibt es die Urkunde und das Preisgeld. Dass der KKJD die Herausforderung annehmen würde, war im Jugendkonvent schnell geklärt.
Vieles wurde bei Einkauf oder Mobilität schon vorher bedacht: „Aber für die Auszeichnung haben wir noch mehr auf Details geachtet“, sagt Kaether – nicht nur bei Lebensmitteln, auch bei Bürobedarf oder Bastelmaterial schauen die Einkaufenden auf Umweltsiegel. Für Seminare oder Schulungen werden Heime in der Nähe ausgesucht, die vegetarisches, regionales Essen anbieten. Geht es doch mal weiter weg, wägen die Organisierenden ab, welches Verkehrsmittel am umweltfreundlichsten ist. Material für Freizeitangebote wird lieber ausgeliehen als gekauft.
„Wir haben in den Jugendgruppen alle die gleichen Wertvorstellungen“, meint der 19-jährige Jugendmitarbeiter Arian Nazin, „wir müssen ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung übernehmen.“ Kim Platzer lebt vegan und genießt, dass es bei Veranstaltungen der evangelischen Jugend immer entsprechende Angebote gibt: „Ich war überrascht bei meiner ersten Schulung“, sagt die 17-Jährige, „als Veganerin fühle ich mich richtig verwöhnt.“ Das bewusste Einkaufen, glaubt Jonathan Kaether, übertrage sich auf den privaten Bereich und die Familien: „Auch wenn es erst nur mit den Gummibärchen anfängt.“
Angesichts weltweiter Herausforderungen durch Klimawandel und ungerecht verteilte Ressourcen überhaupt in Bewegung zu kommen, anstatt in Tatenlosigkeit zu verharren, darauf komme es an, sagte Michaela Grön bei der Übergabe. Sie leitet den Hildesheimer Friedensort Lernen eine Welt zu sein, einen von acht Friedensorten der Landeskirche Hannovers. „Aufgeben ist für die evangelische Jugend keine Option“, betonte Diakonin Katrin Bode. Auch in den Liedern der Kirchenband You-Go mit Diakon Harald Breitenfeld und Sängerin Dorothée Mahler ging es um Hoffnung und Dank für die Schöpfung.
Außer dem KKJD haben zuvor schon das Literaturhaus St. Jakobi und die Martin-Luther-Gemeinde die Auszeichnung als öko-faire Einrichtung erhalten. Fast zeitgleich nahm die Christus-Gemeinde am ersten Advent die Urkunde in Empfang – und mehrere weitere Gemeinden befinden sich auf dem Weg. Wiebke Barth