Hildesheim. Behördenanschreiben verstehen, Anträge stellen, Unterlagen zusammensuchen, das fällt vielen Menschen schwer. Noch viel schwieriger ist es, wenn sie die deutsche Sprache nur unzureichend beherrschen oder gar Analphabeten sind. Für diejenigen, die auf Zahlungen des Job Centers oder andere Leistungen angewiesen sind, kann jedoch die rechtzeitige Antwort auf amtliche Schreiben darüber entscheiden, ob sie im nächsten Monat noch über die Runden kommen.
Die Arbeitslosen- und Sozialberatung des Diakonischen Werkes im ev.-luth. Kirchenkreisverband Hildesheim unterstützt Ratsuchende dabei, ihre Ansprüche geltend zu machen. Das Diakonische Werk hat diese Aufgabe im April vom Trägerkreis Beratungsstelle für Arbeitslose (TBA) übernommen, als der sich nach 40 Jahren aufgelöst hat. Die Beratung unter dem Titel „Echt gerecht“ findet in der Klosterstraße 6 neben der Michaeliskirche statt, wo eine Reihe von diakonischen Beratungsstellen beheimatet ist. Zweiter Standort ist das Familienzentrum Maluki in der Nordstadt. Denn dort leben besonders viele Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, weiß Matthias Böning, Geschäftsführer der Diakonie Hildesheim.
Zwar hatte ein Wasserschaden im Maluki das neue Angebot für Wochen ausgebremst, doch jetzt kann Sozialarbeiter Lion von Steimker in der Nordstadt richtig starten. Er ist mit einer halben Stelle für die Arbeitslosen- und Sozialberatung zuständig, gefördert mit Mitteln des Landes und Zuschüssen von Stadt und Landkreis Hildesheim. Im Maluki bietet er donnerstags von 10 bis 12 Uhr eine offene Sprechstunde an. Montags von 15 bis 17 Uhr findet das Café „Echt gerecht“ statt, wo sich Betroffene in zwangloser Atmosphäre miteinander austauschen können und die Erfahrung machen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.
Meist drehen sich diese Probleme um das Job Center: Die Betroffenen verstehen dessen Briefe nicht, und was von ihnen erwartet wird, sagt von Steimker. Ihren Anspruch auf Zusatzleistungen wie Kinderzuschläge oder Wohngeld kennen einige gar nicht. Oft gibt es zusätzliche Belastungen, zum Beispiel durch die Pflege von Angehörigen.
Einige der Ratsuchenden begleite er über Wochen, erklärt Lion von Steimker, da immer wieder neue Fragen aufträten. Bei manchen zeige sich, dass sie eine umfassendere Unterstützung brauchen, um erst einmal Ordnung in ihre Unterlagen zu bringen. Da das für die Beratungsstelle nicht zu leisten ist, baut Lion von Steimker mit einem weiteren Stellenanteil, finanziert durch Projektmittel der Diakonie Niedersachsen, Hilfe zur Selbsthilfe auf. Dafür sucht er Ehrenamtliche, die sich eine solche Aufgabe zutrauen – zum Beispiel Briefe chronologisch zu sortieren, Ordner anzulegen, Behördendeutsch für die Ratsuchenden zu übersetzen.
Wer einen Beratungstermin vereinbaren möchte oder sich für ehrenamtliche Mitarbeit interessiert, erreicht Lion von Steimker unter Telefon 05121/1675-0 oder trifft ihn bei der offenen Sprechstunde und während des Cafés „Echt gerecht“ im Maluki an. Wiebke Barth