Spielzeit Schlafen im Literaturhaus St. Jakobi: Blick in den Sternenhimmel und in die Region

Nachricht Hildesheim, 06. März 2025

Zweite Spielzeithälfte präsentiert spannende Autoren und Autorinnen der Gegenwartsliteratur, neue Gesichter und Raum für Selberschreiber

Schlafende Wale in schimmerndem Blau bilden das Bühnenbild der Spielzeit „Schlafen“. Intendantin Sarah Sophia Patzak freut sich auf die zweite Spielzeithälfte. Foto: Wiebke Barth

Berührend und lebendig, mal politisch, mal persönlich aber ganz und gar nicht schläfrig hat Intendantin Sarah Sophia Patzak die erste Hälfte der Spielzeit „Schlafen“ im Literaturhaus St. Jakobi erlebt. „Viele Künstler und Künstlerinnen waren ganz begeistert von dem Ort, den wir hier als Literaturhaus in der Kirche bieten“, freut sich Patzak. Die zweite Spielzeithälfte startet Ende März und hält wieder hochkarätige Lesungen mit bekannten Autoren und Autorinnen und neuen Gesichtern der Gegenwartsliteratur bereit. Außerdem gibt es Angebote zum Mitmachen und Selberschreiben und eine spannende neue Kooperation. Zudem ist das Literaturhaus Teil der KulturRegionale, die von Juni bis September zu den Themen Gemeinschaft(en) und Heimat(en) stattfindet.

Den Anfang der nächsten Spielzeithälfte macht Raoul Schrott, der in seinem „Atlas der Sternenhimmel“ 17 Mal in den Himmel schaut, von unterschiedlichen Kontinenten aus, und dabei den Mythen der Menschheit auf der Spur ist. „Raoul Schrott ist ein toller Wissensvermittler“, sagt Patzak über den Autor, der von seinen Reisen und der Begegnung mit anderen Kulturen viel zu erzählen hat: am Mittwoch, 26. März, um 19.30 Uhr.

Vom 31. März bis 11. April folgt der Co-Writing-Space im Literaturhaus St. Jakobi: Wer etwas zu schreiben hat, egal ob Roman, Tagebuch, Predigt oder Instagram-Post, kann sich hier niederlassen, die Größe des Raums und die Stille auf sich wirken lassen - eine Platzreservierung ist ratsam. Wer für das Schreiben auch Austausch und Anstoß wünscht, ist bei den Workshops richtig: Am Samstag, 5. April, heißt es „Langeweile erschreiben“ mit Silke Ohlmeier, am Sonntag, 6. April, „Schreiben in der Stille“ mit Res Sigusch.

Ein besonderes Erlebnis verspricht die Übernachtungslesung am Freitag, 11. April. „Ein bisschen rustikal und abenteuerlich“, meint Patzak. Beginn ist um 19 Uhr mit einer Lesung der Reihe „Irgendwie 248 Sachen“, wobei drei Autoren oder Autorinnen ihre Texte zum Thema „Schlafen“ vorstellen. Wer diese drei sein werden, steht noch nicht fest, alle Schreibenden können sich mit einem Beitrag bewerben. Nach der Lesung wird es gemütlich, wird gelauscht, gelesen und geschrieben – und irgendwann in der Kirche geschlafen. Auf www.stjakobi.de gibt es eine Packliste und weitere Informationen.

Raoul Schrott. Foto: Christoph Greussing

Am 20. April feiern Frühaufsteher und Frühaufsteherinnen die Osternacht in St. Jakobi: Um 5.30 Uhr geht es los, noch im Dunkeln, mit Worten über Auferstehung und Leben. Dann zünden die Teilnehmenden Kerzen an und machen sich auf durch die schlafende Stadt zur St.-Lamberti-Kirche, wo sie Abendmahl feiern und gemeinsam frühstücken.

Während des evangelischen Kirchentages in Hannover ist das Literaturhaus vom 1. bis 3. Mai mit anderen Organisationen im Hofsaal des Künstlerhauses in der Sophienstraße zu finden. In der Bibliothek auf Zeit gibt es Bücher, die Zuversicht und Mut in einer ins Wanken geratenen Welt vermitteln. Nicht nur Bücher – auch Menschen bieten dort, als lebendige Bibliothek, in Gesprächen ihre Sichtweisen und Erfahrungen.

Die Kinder- und Jugendbuchwoche findet das 40. Jahr in Hildesheim statt. Das wird gefeiert: Am Mittwoch, 7. Mai, um 18 Uhr, kommen die zwölf beteiligten Autoren und Autorinnen im Literaturhaus zusammen zu Lesung, Diskussionen, Kennenlernen und einem Podiumsgespräch, moderiert von Prof. Dr. Annette Pehnt, Leiterin des Literaturinstituts der Universität Hildesheim.

„Gespräche über Männlichkeit“ gehören seit 2023 zum Programm des Literaturhauses. Dieses Jahr spricht Literaturwissenschaftler und Männlichkeitsforscher Prof. Dr.  Toni Tholen mit Autor Christian Baron (21. Mai, 19.30 Uhr). Baron beschreibt in seinem 2024 verfilmten Debüt „Ein Mann seiner Klasse“ die eigene Kindheit mit einem trinkenden und prügelnden Vater, ohne zu verurteilen oder zu entschuldigen, „ohne Kitsch, und doch mit einer kindlichen Zärtlichkeit“, beschreibt es Sarah Patzak. Auch im zweiten Roman „Schön ist die Nacht“ spielt die gesellschaftliche Klasse eine zentrale Rolle.

Im Blauen Salon am 27. Mai stellen die Masterstudierenden des Fachs Literarisches Schreiben und Lektorieren der Universität Hildesheim ihre Texte vor. Wohin das führen kann, ist am 11. Juni mit „Hildesheimer Debüts Spezial“ zu erleben. Der Abend mit Fiona Sironic und Markus Thielemann ist Teil der KulturRegionale und ein Schmankerl für die künftige Studierenden-Generation. Sironic und Thielemann haben in Hildesheim studiert und erzählen, welchen Einfluss das auf ihr Schreiben hat. Thielemann, schon für den deutschen Buchpreis nominiert, schreibt in seinem zweiten Roman „Von Norden rollt der Donner“ über eine Schäfer-Familie in der Heide, über wunderbare Landschaft und schweres politisches Erbe. Sironics Roman „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“ verbindet Coming-of-Age-Thematik und Climate Fiction.

Um den Prozess des Schreibens geht es bei der Hildesheimer Poetikvorlesung in Kooperation mit dem Literaturinstitut der Universität. Dieses Jahr zu Gast am 17. Juni ist Clemens J. Setz. In seinem Roman „Monde vor der Landung“ taucht Setz ein in die Welt von Querdenkertum und alternativen Wahrheiten.

Als abschließendes Highlight am 26. Juni setzt Schlaf und Krankheit miteinander in Beziehung: Schlafstörungen, künstliches Koma und Erschöpfungssyndrom finden sich in den Büchern „Der Schlaf der anderen“ von Tamar Noort, „Sommerschatten“ von Urs Faes und „Muskeln aus Plastik“ von Selma Kay Matter.

Der neue Kooperationspartner „Syndikat Gefährliche Liebschaften“ hat für das Literaturhaus „Rosige Aussichten“ entwickelt: Zehn interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, Hildesheimer Orte neu zu sehen und zu beschreiben und werden mit Experten und Expertinnen für diese Landschaften unter einem Rosenbogen zusammengebracht. Im Herbst münden die Erfahrungen in einem Live-Hörspiel-Fest. Interessierte können sich mit Mail an rosige.aussichten@gefaehrliche-liebschaften oder telefonisch unter 01 78/8 33 26 72 melden.

Tickets für die Veranstaltungen des Literaturhauses gibt es ab 1. März bei Ameis Buchecke oder – neu – im Online-Ticket-Shop auf www.stjakobi.de.   Wiebke Barth