Algermissen. Am Sonntag, 29. November, wird in Algermissen nicht nur der 1. Advent gefeiert, sondern auch das Kirchweihfest der 70 Jahre alten Adventskirche. Das evangelische Gotteshaus im Grasweg ragt nicht wie andere Kirchen über die Wohnhäuser hinaus, und nur ein kleines Kreuz auf dem Dach zeigt seine Bestimmung an. Der Innenraum der als Holzständerbau errichteten Kirche hat jedoch eine ganz besondere Ausstrahlung: Warm und einladend wirkt das Holz, die im Halbrund zum Altar ausgerichteten Bänke schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft. Und bei Sonnenschein erzeugt die umlaufende Fensterreihe unter dem Dach ein sehr schönes Licht, erzählt Pastor Dr. Yorick Schulz-Wackerbarth.
Am 1. Advent 1950 wurde die Adventskirche in Algermissen geweiht – doch nicht deshalb trägt sie ihren Namen, sondern weil sie an die Ankunft des Gottessohnes erinnern soll: „Siehe ich komme bald!“ steht über dem Altar geschrieben. Die evangelischen Christen hatten lange auf eine eigene Kirche gewartet. Bis zum Kriegsende 1945 waren sie nur eine kleine Schar von rund 250 evangelischen Einwohnern. Doch dann wuchs die Gemeinde durch den Zuzug von Flüchtlingen in kurzer Zeit um 1000 Menschen an; heute gibt es in Algermissen 1357 evangelische Einwohner.
1950 ging es dann ganz schnell: Erster Spatenstich und Grundsteinlegung im August, Richtfest im Oktober, Einweihung am 3. Dezember. Bei dem Bau handele es sich um ein „Notkirche Typ D“ genanntes Modell, weiß Ellen Stock, die von klein auf Gemeindemitglied war, im Kirchenvorstand gewirkt hat und heute den Gemeindebrief austrägt. Um die 20 Kirchen dieser Art seien wohl in Deutschland errichtet worden. Die Idee des Gebäudes, inzwischen ein Baudenkmal, ist heute wieder ganz aktuell: Der Altar kann hinter Holzläden verborgen werden, die Bänke lassen sich beiseite räumen, und schon ist der Raum in einen Gemeindesaal verwandelt. Lange Zeit wurde sonntags in dieser Weise für den Nachmittagskaffee angepackt und umgeräumt. Seit 2005 steht aber nebenan ein moderner, heller Gemeindesaal.