Kleinere Gruppen, mehr Termine: Damit alle in der Kirche mitfeiern können

Nachricht Kreis Hildesheim, 08. Mai 2020

Gemeinden haben Konfirmationen auf den Herbst verschoben

Kreis Hildesheim. Der „Wonnemonat“ Mai ist traditionell die Zeit großer Familienfeiern. Unter anderem finden an den Wochenenden von Ende April bis Anfang Juni in den evangelischen Gemeinden üblicherweise die Konfirmationen statt. In diesem Jahr jedoch haben die meisten Gemeinden schon im März entschieden, die Feiern auf einen Termin nach den Sommerferien zu verschieben. Schließlich wusste niemand zu Beginn der Corona-Beschränkungen, wie lange gemeinsame Gottesdienste in den Kirchen untersagt bleiben würden. Zum Teil stehen die neuen Termine im September und Oktober schon fest, andere Gemeinden haben mit der Festlegung abgewartet, solange die Kirchen noch nicht geöffnet werden durften.

Die Eltern haben nach Auskunft der Pastorinnen und Pastoren sehr verständnisvoll auf die Nachricht reagiert, dass die lange geplanten Feiern verschoben würden. Sie fanden es gut, dass schnell eine Entscheidung getroffen wurde. „Viele haben gleich in den gebuchten Lokalen nachgefragt, ob sie auch dort den Termin entsprechend  verschieben könnten“, hat Pastorin Verena Selck in der St.-Paulus-Gemeinde Hasede gehört. „Wichtiger als der Termin war den Eltern, dass die Gruppen bestehen bleiben und die Besucherzahlen nicht begrenzt werden. Sie möchten, dass alle eingeladenen Angehörigen zur Konfirmation kommen können“, berichtet Pastorin Annegret Austen aus der Zwölf-Apostel-Gemeinde Sarstedt-Land.

Alle diese Wünsche zu erfüllen, könnte mancherorts schwierig werden. Denn die jetzt geltenden Abstandsregeln schränken die Zahl der Sitzplätze in den Kirchen erheblich ein. „Unsere größte Kirche ist die in Lühnde“, erklärt Pastorin Austen, „dort gibt es normalerweise 400 Plätze, zurzeit sind es noch 44.“ Die Gemeinde plant im Herbst fünf Konfirmationsgottesdienste an drei Terminen, da die Mädchen und Jungen nach Möglichkeit in ihren Heimatorten konfirmiert werden sollen – zur Gemeinde gehören 13 Ortschaften.

In der St.-Andreas-Gemeinde in Harsum will der Kirchenvorstand in der kommenden Woche ein Konzept erarbeiten, teilt Pastorin Alexandra Beiße mit. Einige Eltern hätten vorgeschlagen, nicht nur bis September, sondern gleich bis zum Frühjahr 2021 zu verschieben. Pastor Hans-Peter Borcholt will die Details der Konfirmationen in St. Paulus Sarstedt und Martin-Luther Giften bei einem Elternabend Anfang Juni besprechen. Möglicherweise seien mehrere Gottesdienste hintereinander in kleineren Gruppen eine Lösung. Daran denkt auch Pastor Hans-Martin Joost für die Auferstehungskirche in Diekholzen.

Platzprobleme für die Hildesheimer Innenstadtgemeinden (ALM) sieht Pastor Jürgen Loest lediglich in der Lambertikirche; St. Michaelis und St. Andreas seien auf jeden Fall groß genug. Pastor Loest fragt sich allerdings auch, wie sich die Distanz zwischen den Menschen und der fehlende gemeinsame Gesang auf die Atmosphäre auswirken werden. Und wie lasse sich unter der Wahrung der Hygiene mit den Konfirmand*innen das Abendmahl feiern? „Damit müssen und werden wir erst Erfahrungen sammeln“, sagt der Pastor. Er begrüße es daher, dass bis zum Konfirmationstermin der ALM am 4. Oktober schon einige Gottesdienste gefeiert und Wege erprobt werden können.

Damit die Konfirmand*innen bis zu den Festgottesdiensten nicht den Kontakt untereinander und zur Gemeinde verlieren, gibt es ebenfalls Ideen. Pastor Joost und Diakon Harald Breitenfeld planen für die Jugendlichen der Auferstehungsgemeinde ein Treffen, sobald das möglich ist. Pastorin Selck hat am ursprünglichen Konfirmations-Termin eine Video-Andacht gehalten und dabei die selbstgestalteten Kerzen der Konfirmand*innen am Altar angezündet: „Damit dieser Tag nicht ganz untergeht.“ Pastorin Austen greift eine Idee des Religionspädagogischen Instituts Loccum auf: Die Jugendlichen packen reihum jeweils drei Symbole für Hoffnung in ein Paket – möglichst mit Erklärung - und geben es dann weiter. Das Ein- und Auspacken wird gefilmt.

„Die jetzige Situation belastet gerade die Kinder- und Jugendarbeit sehr“, findet Pastor Loest. Denn Teamarbeit und gemeinsame Erfahrungen spielten dabei eine wichtige Rolle. Die Konfirmandenarbeit unter diesen Bedingungen sei eine echte Herausforderung.   Wiebke Barth