Die Aufgaben fallen dem Pastor ganz von selbst vor die Füße

Nachricht Sarstedt, 24. September 2020

Hans-Peter Borcholt ist seit 25 Jahren ordinierter Pastor 16 Jahre in St. Paulus Sarstedt und Martin-Luther Giften

Sarstedt. Pastor Hans-Peter Borcholt ist seit 25 Jahren Pastor, 16 Jahre davon in der St.-Paulus-Gemeinde Sarstedt Giebelstieg und der Martin-Luther-Gemeinde Giften. Und genau das, genau dort möchte er auch bleiben. Aufgaben für die Zukunft, sagt Pastor Borcholt, müsse er nicht suchen, denn nach seiner Erfahrung kommen die von selbst, fallen dem Pastor sozusagen vor die Füße – und dann werden sie in Angriff genommen.

Normalerweise wäre er jetzt vollauf mit den letzten Vorbereitungen für das große Gemeindefest zum 60-jährigen Bestehen der St.-Paulus-Gemeinde beschäftigt gewesen. Unter dem Motto „Gemeinsam unter dem Engel“ war ein großes Straßenfest geplant, bei dem alle Nachbarn zum Mitmachen eingeladen waren. Nun wurde die Veranstaltung wegen der Corona-Risiken auf den Herbst 2021 verschoben.

Als Pastor Hans-Peter Borcholt 1961 geboren wurde, lebten seine Eltern aus beruflichen Gründen in München. „Das war ein Glück für mich“, meint der Pastor. Denn er kam aufgrund einer Contergan-Schädigung mit sehr kurzen Armen zur Welt. In München wurde er als kleiner Junge therapeutisch gut betreut, wurde seine Selbstständigkeit von Anfang an gefördert. Als er nach dem Umzug der Familie in Diepholz eingeschult wurde, kam er daher im Schulleben gut zurecht.

Wie seine zwei jüngeren Brüder war Hans-Peter Borcholt als Jugendlicher in der evangelischen Jugendarbeit engagiert, machte mit bei den Pfadfindern und der Jugend entschieden für Christus. Hier zeigte sich schon in jungen Jahren die Freude an der Bibelarbeit. Über seine berufliche Zukunft, so Borcholt, habe er sich aber erst Gedanken gemacht, als das Abitur näher rückte. Und obwohl ihm in der Schule auch die Naturwissenschaften sehr lagen, wurde es dann doch die Theologie: „Es lag mir, die Dinge vom Glauben her zu durchdenken.“

Hans-Peter Borcholt studierte in Tübingen, zwei Semester auch in Vancouver in Kanada, und machte in Göttingen sein Examen. Seine erste Pfarrstelle war die St.-Martin-Gemeinde in Geismar, einem Stadtteil Göttingens. Dort wurde er vor 25 Jahren ordiniert und blieb knapp sechs Jahre, drei weitere Jahre in der Nachbargemeinde St. Stephanus.

Die Arbeit mit Jugendlichen im Konfirmandenunterricht, erinnert sich Pastor Borcholt, sei ihm anfangs schwer gefallen. Doch er habe eine Fortbildung zu dem Thema gemacht, „und seitdem mache ich das sehr gern“. Was er an seinem Beruf besonders liebt ist außerdem der Gottesdienst, ist die Auslegung der Bibel und die Verkündigung. „Ich würde mir schon wünschen, dass sich mehr Menschen im Gottesdienst davon mitnehmen lassen.“

Seit 2004 ist Pastor Borcholt in Sarstedt und Giften im Amt. Er kam zusammen mit seiner Frau Mirjam, die sich ehrenamtlich vielfach in der Kirche engagiert, und der damals vierjährigen Tochter Dora. Zu den besonderen Herausforderungen, die ihm in Erinnerung sind, zählt der Abschied vom großen Gemeindesaal. Dort hatten in den Jahren vor dem Kirchenbau die Gottesdienste stattgefunden, für die aktuelle Größe der Gemeinde war er jedoch 2008 inzwischen nicht mehr angemessen, und so wurde der Saal für eine Erweiterung der Kindertagesstätte zur Verfügung gestellt.

2011 entstand eine Ausnahmesituation, als die Gemeinde einer Frau und ihren Kindern Kirchenasyl gewährte. So habe die Frau Zeit gewonnen, die nötigen Papiere für ihre bevorstehende Hochzeit mit einem deutschen Staatsbürger zu beschaffen, erzählt der Pastor.

Grundsätzlich ist ihm wichtig, in der Gemeinde allen Raum zu geben, die sich mit ihren Interessen und Begabungen einbringen wollen: sei es im Gospelchor, im Seniorenkreis, in der Jugendarbeit oder im Kinderbibelwochen-Team: „Da mische ich auch selbst gern mit.“  Außerdem ist Pastor Borcholt Vorsitzender des Ökumenischen Hospizdienstes Sarstedt, der zu Zeiten seines Vorgängers in der Gemeinde entstand. Wiebke Barth