Hildesheim. Mehr als sieben Jahre lang hat Dirk Brall das literarische Leben in Hildesheim auf ein neues Level gehoben. Als Intendant des Literaturhauses St. Jakobi hat er bekannte Namen in die 500 Jahre alte Pilgerkirche geholt. Aber auch spannende, neue Autoren und Autorinnen entdeckt. Und nicht zuletzt dem Schreibnachwuchs der Hildesheimer Universität ein Podium bereitet. Jetzt gibt der 45-Jährige die Leitung ab und wechselt zum Bistum Hildesheim. Dort übernimmt er am 1. September zusammen mit seiner Frau Stephanie die Leitung des Tagungshauses Priesterseminar.
Als der gebürtige Rheinländer sich Anfang 2014 daran machte, die ehemalige Citykirche in ein Literaturhaus umzuwandeln, kannte er die Stadt schon gut. An der Hildesheimer Uni hatte Brall von 1997 bis 2002 Kulturwissenschaften und Kreatives Schreiben studiert. In den Jahren darauf veröffentlichte er einen Roman, organisierte Jugendcamps am Niederrhein und Kulturveranstaltungen im Ruhrgebiet, gab das Gesellschaftsmagazin FROH! aus Köln heraus und leitete gemeinsam mit Kreativen das Netzwerk mateno, das sich für Kultur, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und ein inspiriertes Miteinander einsetzt.
An St. Jakobi reizte ihn damals einerseits die Aussicht, Stadt, Kirche und Universität miteinander in Beziehung zu sehen. „Diese drei Perspektiven haben den Spannungsbogen dieses Ortes ausgemacht“, sagt er. Zum anderen war es der Kirchenraum selbst, der ihn faszinierte – spätestens ab dem Moment, „als ich das erste Mal auf den Turm gestiegen bin und die Größe dieses Raums gesehen habe“.
Die Jahrhunderte lange Geschichte der Pilgerkirche und die Literatur der Gegenwart im Dialog: Das sei das Besondere an St. Jakobi, sagt Brall. Ein Resonanz- und Zwischenraum. Mirko Peisert, Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, in dessen Trägerschaft sich die Kulturkirche befindet, betont noch eine andere Qualität: „Das ist ein Ort, der Widersprüche und Gegensätze zusammenfügt. Oder sie zumindest ins Gespräch bringt.“