Rössing. Wenn Gundula Wallbrecht predigt, dann redet sie gern so, dass es jeder versteht, bezieht sich auf eigene Erfahrungen – alles ganz bodenständig. In Zukunft wird sie dabei noch mehr Freiheiten der Gestaltung haben. Denn am Sonntag, 12. Dezember, wird Gundula Wallbrecht in der Kirche St. Peter und Paul in ihr Amt als Prädikantin eingeführt.
Als Schülerin im Internat im Harz hatte Gundula Wallbrecht einst den Wunsch, Theologie zu studieren. Ihre eigene Konfirmationszeit, Erfahrungen als Jugendmitarbeiterin und ein Pastor, der mit Jugendlichen umzugehen wusste, hatten ihr die kirchliche Arbeit nahe gebracht: „Da ist der Funke übergesprungen.“ Doch sie wurde schwanger, noch ehe sie mit der Schule fertig war, und gab diese Pläne auf. Trotzdem machte sie ihr Abitur, dank der Unterstützung einer Tagesmutter, der Hilfe von Freundinnen und Freunden sowie Lehrkräften, die auf ihre Situation als alleinerziehende Mutter Rücksicht nahmen.
Gundula Wallbrecht zog mit ihrem Sohn nach Hamburg und absolvierte dort die dreijährige Erzieherinnenausbildung. 1987 heiratete sie, bekam mit ihrem Mann noch zwei gemeinsame Kinder. 1993 zog die ganze Familie nach Rössing. Beziehungen in den Ort gab es vorher nicht, sie hatten dort eben ein geeignetes Haus für die Familie gefunden. Gundula Wallbrecht knüpfte aber schnell Bekanntschaften durch den Spielkreis der Kinder und ab 1994 durch ihre Arbeit im gerade erst eröffneten evangelischen Kindergarten, in dem sie heute als stellvertretende Leitung arbeitet.
Ihr Engagement und ihre Nähe zur Kirche fielen bald auf, und so trat der Kirchenvorstand an sie heran mit dem Vorschlag, an einem Kurs für Lektorinnen teilzunehmen. Gundula Wallbrecht sagte Ja, seit 2013 ist sie nun schon in den Kirchen St. Peter und Paul in Rössing und Katharinen in Barnten im Einsatz, leitet und gestaltet Gottesdienste. Auch in Kirchen in Sarstedt oder Hildesheim hat sie schon gepredigt. Es macht ihr Spaß zu improvisieren, sich auf die Besucher und Besucherinnen einzustellen: So hat sie im kleinen Kreis auch schon mal eine Gesprächsrunde aus dem Gottesdienst gemacht, und wenn andere Beteiligte ausfallen, dann stellt sie sich eben darauf ein und kürzt das ganze Programm entsprechend ab. Auch geht sie gern auf anwesende Kinder ein.
Allerdings war sie bei der Gestaltung bisher an vorgegebene Lesepredigten gebunden. Als Prädikantin darf sie jetzt selbst Predigten verfassen, ausgehend vom Predigttext des Tages. Nicht immer gelingt dabei der Zugang auf Anhieb, erzählt Gundula Wallbrecht, manchmal muss sie länger recherchieren, sich anderswo Anregungen holen. Den fertigen Text diskutiert sie dann gern mit Freundinnen, ehe sie damit vor die Gemeinde tritt.
Neue Freundinnen hat Gundula Wallbrecht auch während der Ausbildung zur Prädikantin gewonnen. 20 Teilnehmende aus ganz Norddeutschland haben sich verteilt auf zwei Jahre in zwölf Wochenendseminaren die nötigen Kenntnisse angeeignet und außerdem viel geübt: „Das war sehr umfassend“, sagt Gundula Wallbrecht. Als Prädikantin darf sie nun auch das Abendmahl feiern. Das empfindet sie als große Verantwortung gegenüber der Gemeinde und ist froh, dass sie bei Pastorin Juliane Hillebrecht immer Rat einholen kann.
Der Gottesdienst am Sonntag, 12. Dezember, in der Kirche St. Peter und Paul beginnt um 10 Uhr. Gundula Wallbrecht wird durch Superintendent Mirko Peisert in ihr Amt eingeführt, den Gottesdienst leitet Pastorin Juliane Hillebrecht, die Predigt hält die Prädikantin selbst. Im Gottesdienst wird nicht gesungen, es gibt aber Orgelmusik. Der Besuch ist nur mit Anmeldung möglich. Wiebke Barth