Hildesheim. Als Birgitt Herzberg-Willke vor 16 Jahren ihren Dienst in den evangelischen Kirchengemeinden der Region Ost auf der Marienburger Höhe begann, war sie eine der ersten Regionaldiakoninnen. Mit dem Ende des Monats geht sie nun in den Ruhestand, wird nach und nach in den Kirchengemeinden Katharina von Bora, Matthäus und zuletzt Paul Gerhard jeweils mit einem Gottesdienst verabschiedet. Am 31. Januar in der Paul-Gerhardt-Kirche wird sie durch Superintendent Mirko Peisert offiziell entpflichtet.
Dann hat Birgitt Herzberg-Willke mit knapp 64 Jahren einen langen Berufsweg hinter sich, denn schon mit 15 Jahren hatte sie ihre Mittlere Reife in der Tasche und begann die Ausbildung zur Erzieherin. Neben ihrer Arbeit in einem Hort in Hannover machte sie in der Abendschule noch das Fachabitur und begann dann 1983 das Studium der Religionspädagogik. Ein der Kirche nahestehendes Elternhaus und bereits viel praktische Erfahrung in der Jugendarbeit ihrer Heimatgemeinde in Salzgitter hatten sie auf diesen Weg gebracht.
1983 kam auch ihr erster Sohn zur Welt, und als sie ihre Diplomarbeit schrieb, erwartete Birgitt Herzberg-Willke bereits ihre Tochter, die 1987 geboren wurde. 1989 folgte der zweite Sohn. Das Anerkennungsjahr absolvierte die dreifache Mutter daher halbtags, gestreckt auf zwei Jahre. Nach ihrem Abschluss 1992 musste sie jedoch feststellen, dass Teilzeitstellen in ihrem Beruf nicht zu bekommen waren, so legte sie eine Familienphase ein. Ende der 90er Jahre vermittelte das Arbeitsamt dann die Weiterbildung zur Sozialpädagogischen Beraterin für Kinder und Jugendliche. „Das war toll“, sagt Birgitt Herzberg-Willke über dieses Jahr.
Ihre erste halbe Stelle als Diakonin trat sie 2001 in Hotteln, Bledeln und Gödringen an, ihre Arbeitsstunden auch damals schon verteilt auf drei Gemeinden. Die Stelle wurde von einem Förderverein finanziert und vom Arbeitsamt bezuschusst. 2005 schließlich konnte Birgitt Herzberg-Willke nach Hildesheim zur Region Ost wechseln: „Mir gefiel sehr, dass ich mir hier eigene Arbeitsbereiche suchen konnte“, erklärt sie, „meine Ideen stießen meist auf offene Ohren.“
Sie bereitete Kindergottesdienste vor und Mini-Gottesdienste für Familien mit kleinen Kindern, übte Krippenspiele ein, organisierte Ferienveranstaltungen und Bibelentdeckertage: „Ohne tolle Ehrenamtliche kann man den Job nicht machen, da hatte ich großes Glück“, sagt die Diakonin.
Ihre halbe Stelle verteilte sie nach Bedarf auf die Gemeinden. So begleitete sie an der Paul-Gerhardt-Gemeinde auch die Viertklässler und deren Eltern im ersten Jahr des Konfirmandenunterrichtes, sorgte dann mit Projekten für die Zwischenzeit dafür, dass der Kontakt zur Kirche bis zur Fortsetzung in Jahrgang acht nicht abbrach. Zeitweise leitete sie auch einen offenen Jugendtreff in der Matthäusgemeinde. In seinen Abschiedsworten im Gemeindebrief Regionalexpress lobt Pastor Rainer Schwartzkopff ihre „ruhige Art, Aufgaben unaufgeregt anzugehen, schwierigen Gemengelagen nicht auszuweichen und in allem verlässlich zu bleiben.“
Das Interesse an religionspädagogischen Angeboten bei den Jugendlichen habe in den letzten Jahren nachgelassen, hat die Diakonin beobachtet. Das liege wohl auch daran, dass die Schule viel Zeit fordere, außerdem die Jugendlichen zusätzliches Programm wie Sportverein oder Musikunterricht zu bewältigen hätten. Ein bisschen betrübt mache sie das schon: „Der Glaube kann das Leben festigen, für mich war er immer eine Stütze“, sagt Birgitt Herzberg-Willke, „natürlich wünsche ich das auch den jungen Menschen.“
Für die Zeit ihres Ruhestandes hat Birgitt Herzberg-Willke noch keine festen Pläne gemacht, sondern will die freien Wochenenden und Tage ohne Termine genießen, sich Familie und Freunden widmen. „Es war eine gute, fruchtbare Zeit, nie langweilig, immer herausfordernd“, sagt sie über die 16 Jahre als Regionaldiakonin, „aber ich kann jetzt auch abschließen.“ Wiebke Barth