Hildesheim. Was kommt heraus, wenn klassische Kirchenmusik mit frei improvisiertem Jazz verschmilzt? Kann ein Komponist aus dem 16. Jahrhundert in Jugendlichen einen Funken zünden?
Das Michaeliskloster geht diesen Fragen nach. 15 Schülerinnen und Schüler aus vier niedersächsischen Schulen, darunter das Hildesheimer Gymnasium Andreanum, nehmen an dem Fortbildungsprojekt „Praetorius meets Jazz“ teil. Es sind Schüler, die auf hohem Niveau Orgel oder Klavier spielen. Sie lernen noch bis November Niedersachsens berühmtesten Komponisten Michael Praetorius kennen, bekommen Einzelunterricht an der Hammondorgel und erfahren, wie frühbarocke Kirchenkompositionen im Sinne des Jazz‘ und Gospels interpretiert und improvisiert werden können.
Der Leiter des Michaelisklosters, Prof. Dr. Jochen Arnold, sagt: „Unser Ziel ist es, junge Menschen für unterschiedliche Stile und Epochen der Musik zu begeistern.“ Da sich in diesem Jahr der 400. Todestag von Praetorius jährt, war für die Organisatoren klar: Der Komponist ist der Mann der Stunde.
Jochen Arnold und sein Team befreien Praetorius von seiner dicken Staubschicht, indem sie seine Kompositionen mit der Hammondorgel zusammenbringen. Die Schüler lernen dabei, Jazz und Gospel zu improvisieren.
„Zunächst klingt Praetorius kompliziert und spröde, aber beim genauen Hinhören lässt sich ein rhythmischer und harmonischer Reiz entdecken“, sagt Lutz Krajenski. Der Jazz-Organist ist neben dem Gospelreferenten der Landeskirche Hannovers, Jan Meyer, ein weiterer Kopf des Projektteams.
„Die Musik der Renaissance bzw. des Frühbarocks, für die Praetorius steht, und der Jazz beeinflussen elementar unser kulturelles Leben, sind aber nur selten Bestandteil der Mittel- und Oberstufenpläne“, so Arnold. Deswegen bietet das Trio an den Schulen auch Workshops zum Thema für die Mitschüler der projektbeteiligten Jugendlichen an.
Wichtiger Bestandteil des Projekts sind drei Konzerte des Ensembles Gli Scarlattisti gemeinsam mit Lutz Krajenski. Das erste Konzert findet am 17. September im Hamelner Münster St. Bonifatius statt, das zweite am 18. September in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim. Den Höhepunkt bildet das Abschlusskonzert am 12. November in Kooperation mit der Gospelkirche Hannovers, das die projektbeteiligten Jugendlichen mitgestalten.
Gefördert wird „Praetorius meets Jazz“ von der Dammannstiftung, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Hannover, der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine, der Sparkasse Hameln-Weserbergland, der Klosterkammer Hannover, der Hanns-Lilje Stiftung, der Friedrich-Weinhagenstiftung, dem Landschaftsverband Hildesheim, der Zieglerstiftung und der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Susann Grünert