Bolzum und Wehmingen verbinde ein partnerschaftliches Miteinander, das die Kirche miteinschließe, sagt der stellvertretende Ortsbürgermeister Andreas Sennholz. Auch die Zugehörigkeit zum Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt wird durchaus wahrgenommen, denn viele Kinder aus den Gemeinden besuchen das Gymnasium Andreanum oder die Michelsenschule in Hildesheim, so Sennholz.
Verbesserungspotential sieht Mirko Peisert in der Zusammenarbeit mit benachbarten Ortschaften. Lühnde im Landkreis Hildesheim sei beispielsweise nur drei Kilometer entfernt – dennoch bestünde kaum Kontakt zu dem Algermissener Ortsteil. „Das sind zwei verschiedene Welten, Lühnde und Bolzum“, bestätigt Andreas Sennholz. Bolzum und Wehmingen haben insgesamt nur zweitausend EinwohnerInnen, die evangelischen Gemeinden sind entsprechend noch kleiner. Umso mehr könnten sie laut Mirko Peisert von Kooperationen profitieren.
Damit ließe sich möglicherweise auch ein anderes Problem lösen: Die Vereine beschäftigt vor allem der fehlende Nachwuchs. Obwohl es mittlerweile viele Neubürger*innen in Bolzum und Wehmingen gebe, sei es schwierig, Mitglieder für die Vereine oder ein Ehrenamt zu gewinnen, berichteten Aktive aus den Vereinen. Besonders der Bergmannsverein oder die Schützengesellschaft würden in der heutigen Zeit nur schwer bestehen. Die Corona-Pandemie habe diese Lage zusätzlich verschärft, denn viele Vereine mussten ihre Aktivitäten für mehrere Monate einstellen.
Ein Problem, das derzeit in vielen kleineren Gemeinden auftritt – dennoch sieht Mirko Peisert die Lage in Bolzum und Wehmingen optimistisch. „Die Dörfer verändern sich“, stellt er während seines Besuches fest. Traditionelle Vereine hätten es zwar heute schwerer, dafür gebe es neue, positive Entwicklungen.
Und diese seien auch für die jungen Einwohner*innen attraktiv: In Bolzum besteht seit einiger Zeit ein genossenschaftlich geführter Bürger-Dorfladen. Dessen Team und die Stadt Sehnde unterstützen die Projektgruppe „GutKlima“, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Unter anderem wurde ein bienenfreundlicher Gemeinschaftsgarten auf dem Gelände des evangelisch-lutherischen Pfarramts angelegt. „Es gibt sogar einen Coworking-Space im Ort“, staunt Mirko Peisert. Bis zum 11. Juli kann das PopUp-Projekt auf dem Marktplatz Bolzum getestet werden.
Auch die Kirchengemeinden seien sehr aktiv. Vor kurzem erst wurden sowohl in Bolzum als auch in Wehmingen die Kirchen saniert. Das neu eingeführte „Rudelsingen“ kam bei den DorfbewohnerInnen gut an, und die Corona-Pandemie wurde kreativ genutzt, um an Weihnachten ein digitales Krippenspiel auszurichten. „Es gibt sehr gute Ideen“, freut sich Superintendent Mirko Peisert. „Ich staune über das ehrenamtliche Engagement in Bolzum.“ Kristel Döhring