Hildesheim. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen und gedacht, dass mir das Spaß machen könnte“, erzählt Roswitha Laube aus Salzhemmendorf. Sie ist eine von vierzehn Fahrrad-Fans, die sich mit ihren Rädern am Mittwochvormittag vor dem Hildesheimer Bahnhof treffen, um gemeinsam nach Lehrte zu radeln. Allerdings ist das kein ganz gewöhnlicher Ausflug.
Sondern eine Art Pilgerfahrt, zu der die Bahnhofsmission eingeladen hat. „Wir beteiligen uns damit an einer bundesweiten Aktion“ erklärt die Leiterin der Bahnhofsmission Hildesheim Susanne Bräuer. „Unter dem Jahres-Motto ‚In Verbindung bleiben - Fahrradpilgern mit der Bahnhofsmission‘ machen sich überall im Land Menschen auf den Weg, um von einer Station zur nächsten zu fahren.“
Eine Besonderheit dieser Pilgerfahrt: in Lehrte startete zur selben Zeit wie in Hildesheim ebenfalls eine Gruppe der dortigen Bahnhofsmission. Das Ziel beider Gruppen ist die Kirche in Sehnde. Dort treffen sie sich am Mittag, um mit der Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Burgdorf, Sabine Preuschoff, eine Pilgerandacht zu halten.
Danach geht es gemeinsam weiter nach Lehrte zum abschließenden Pilgermahl. Susanne Bräuer übergibt dabei einen Pilgerstab, der nun bei der nächsten Aktion weiterwandern wird.
Auch Andreas Schorsch aus Elze ist dabei. Der ehemalige Bilanzbuchhalter suchte nach seiner Pensionierung eine sinnvolle Beschäftigung. „Da bin ich auf die Bahnmission gekommen und bin jetzt ehrenamtlich dabei. Das erfüllt mich sehr.“ Zu den Pedal-Pilgern gehört außerdem der Hildesheimer Superintendent Mirko Peisert.
Für ihn wird diese Pilgerfahrt eher eine gemütliche Spazierfahrt sein, denn er ist ein ausgesprochener Rad-Fan. Seinem technisch bestens ausgestatteten Mountain-Bike sieht man die intensive Nutzung an. „Ich bin schon lange ein Mountain-Biker. Gerade habe ich eine Alpen-Querung hinter mit“, erzählt er von seinem Urlaub.
Bei dieser Pilgerfahrt stehen Gemeinschaft und spirituelle Erfahrung im Mittelpunkt. Dass dabei auch ein guter Werbezweck für die Bahnhofsmission herauskommt, ist durchaus auch so gewollt.
Seit 127 Jahren ist mit der Bahnhofs-Mission Kirche am Gleis präsent, in Hildesheim seit 1914. Mit einem Netz an stationären und mobilen Reisehilfen reagiert sie eine Antwort auf eine gleichzeitig mobiler und älter werdende Gesellschaft mit einer wachsenden Zahl von mobilitätseingeschränkten Menschen.
Auf ihrer Homepage schildert die Bahnhofsmission ihre Haltung so: „Die durchgängigen Kennzeichen der Bahnhofsmission bleiben die uneingeschränkte, gleiche Würdigung aller Menschen, Hilfe und Begleitung in Notsituationen, das ehrenamtliche Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das ökumenische Miteinander sowie ihr besonderer Ort: der Bahnhof.“ Claus-Ulrich Heinke