Den Morgen gibt es nur zusammen

Nachricht Hildesheim, 27. Februar 2023

Das Literaturhaus St. Jakobi präsentiert in der zweiten Hälfte der laufenden Spielzeit eine Mischung aus Hildesheim und der Welt

Kateryna Miščenko, Foto: Masha Pryven_Suhrkamp Verlag

Hildesheim. „Morgen“ steht für Zusammenarbeit. Denn so lautet der Titel der laufenden Spielzeit im Literaturhaus St. Jakobi und das Team setzt dafür auf Kooperationen. In den kommenden Wochen präsentieren überregionale Autorinnen und Autoren sowie Initiativen und Angebote aus der Region ihre Bücher und Schreibprojekte in der ehemalige Citykirche zwischen Van der Valk Hotel und Galeria Kaufhof. „Wir haben die Rakete gezündet“, verspricht Intendantin Sarah Sophia Patzak in Anspielung auf das Bühnenbild. Langjährige Partner wie der NDR und das Theater für Niedersachsen, das Literaturinstitut der Universität Hildesheim und das Prosanova-Festival für junge Literatur halten dem Haus die Treue. Mit dem Leseclubfestival und Kultur-Inklusiv kündigen sich außerdem zwei Premieren an.

Das Leseclubfestival feiern Bücherwürmer bereits im dritten Jahr. Freitag, 24. März, treffen sich deutschlandweit Leseratten in Berlin und Bonn, Düsseldorf und Dresden, um sich gemeinsam über Literatur auszutauschen. Im dritten Jahr des Festivals ist auch Hildesheim dabei. An drei Orten in der Stadt – nämlich dem Literaturhaus, der Stadtbibliothek und bei Ameis in der Andreas-Passage – lesen drei Literaturschaffende gleichzeitig: Caroline Wahl bringt ihr Debüt „22 Bahnen“, Johannes Groschupf seinen Thriller „Die Stunde der Hyänen“ und Katharina Hacker ihren Roman „Die Gäste“ mit. Der Clou: Zur Eintrittskarte gibt es das Buch vorab, sodass alle Teilnehmenden es gelesen haben können und ein Lesekreis für einen Abend entsteht.

Die Stadtgeschichten handeln Donnerstag, 13. April, wiederum vom barrierefreien Feiern. Die gleichnamige Initiative, ein bundesweites Kollektiv, gibt Impulse zur Inklusion, die Wilderers, das Forum Literaturbüro und Caritas Wohnen liefern künstlerische Impulse. „Ein großes Thema für das Morgen“, findet Patzak.

Daneben gibt es auch klassische Lesungsformate. Wobei klassisch im Literaturhaus auch am Morgen nicht konventionell bedeutet. Die Poetiklesung am Dienstag, 13. Juni, zum Beispiel gestaltet Thomas Meinecke. Der Hamburger gehörte zur Redaktion der Untergrundzeitschrift „Mode und Verzweiflung“, schrieb eine Kolumne für die Zeit und war zuletzt Dozent in Braunschweig für Gender in der literarischen Welt. Außerdem hat er 1980 die Band Freiwillige Selbstkontrolle gegründet. Der Abend dürfte also die Verbindung von Musik und Schreiben ergründen.

Zwei Wochen später sprechen John von Düffel und Julia Koll dann über „Das Wenige und das Wesentliche“. Unter diesem Titel hat Atheist von Düffel ein Stundenbuch, wie es Gläubige aus dem Katholizismus kennen, für ein achtsames Leben geschrieben. Über seine Thesen tauscht er sich an diesem Abend mit Julia Koll, Pastorin und Literaturstudentin, aus.

Ebenfalls in Hildesheim hat Josefine Sonneson literarisches Schreiben studiert. Als Hildesheimer Debüt beschließt die Spielzeit traditionell mit „Stolpertage“ am Mittwoch, 12. Juli. Überhaupt prägt der hiesige Studiengang das Programm. Donnerstag, 11. Mai, geben Behzad Karim Khani, Karosh Taha und Heike Geißler exklusive Einblicke ins Prosanova-Programm. Der Blaue Salon verstetigt die Präsentation der Anthologie des Masterjahrgangs vom Kulturcampus am Mittwoch, 17. Mai. Donnerstag, 20. April, liest Lisa Krusche aus „Unsere anarchistischen Herzen“ als Soiree anlässlich der Premiere der Bühnenadaption ihres Romans, der in Hildesheim spielt, am Theater für Niedersachsen. Neben der Hildesheimerin sind auch Ensemblemitglieder dabei.

Dazwischen lädt das Literaturhaus-Team zur Osternacht und zum Co-Writing ein und Haus-Pastorin Birgit Mattausch jeden letzten Montag im Monat zu „Espresso und Kunsten“. Der Morgen beginnt allerdings mit schwerer Kost. Zum Spielzeitauftakt spricht Kateryna Miščenko mit Katharina Borchardt über den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Den von Miščenko herausgegebenen Sammelband „Aus dem Nebel des Krieges“ gibt es Montag, 6. März, bereits exklusiv vor Verkaufsstart zu erwerben. Beginn der Lesung ist um 19.30 Uhr, Karten kosten 15 und ermäßigt 7 Euro. Björn Stöckemann