Mit dem deutschsprachigen Imam ist laut Tuncay die muslimische Gemeinde in der Nordstadt vor zwei Jahren mit 35 Gläubigen gestartet. Inzwischen drängeln sich zum Freitagsgebet bis zu 400 Menschen aus 25 Nationen in verschiedenen Räumen und im Keller in der Ayasovya-Moschee. "Hier trifft sich die ganze Welt und kommuniziert auf Deutsch."
Aber in den Räumen der Moschee wird nicht nur gebetet, erfahren Peisert und Krügener. Das Interkulturelle Zentrum für Erziehung, Integration und Bildung (IZEIB) bietet dort Unterricht für Erwachsene mit 14 Lehrkräften zum Beispiel in Islamkunde, Arabisch, aber auch Ethik, Sozialverhalten und in künstlerischen Fächern. Auch Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und
Sprachunterricht stehen auf dem Programm. Und dieses Angebot richtet sich auch an Menschen anderer Religionen, betont Bouiken, der zudem im Beirat Migration und Integration der Stadt Hildesheim sitzt.
"Wir suchen den interreligiösen Dialog im Sinne von Integration", formuliert
Bouiken. "Wir übernehmen seelsorgerische Aufgaben und betreuen Jugendliche im Integrationsprozess." Ertan Umuroglu ergänzt: "Wir wollen Ängste und Vorurteile durch Kennenlernen für die nächsten Generationen aus der Welt schaffen." Für Bouiken gehören Moschee und Kirche zusammen: "Eine Trennung schafft Räume für Vorurteile. Wir müssen uns öfter treffen und austauschen." Integration sei keine Einbahnstraße.
Das nimmt Mirko Peisert gerne auf und schlägt ein Treffen zwischen muslimischen Jugendlichen und der evangelischen Jugend der Martin-Luther-Gemeinde vor. Außerdem wünscht sich der Superintendent eine
Zusammenarbeit mit dem muslimischen Verein im Bereich der Kindertagesstätten. In einem Kindergarten wie "Käthes Nest" in der Fahrenheitstraße träfen viele Religionen aufeinander. "Da können wir gemeinsam für das gegenseitige Verständnis viel erreichen", betont Peisert. Ein Vorschlag, der auf offene Ohren trifft. "Eine KiTa ist in unserer Satzung vorgesehen", erklärt Bouiken. Und sie steht auch auf der Agenda des Moscheevereins, ergänzt Umuroglu.
Doch nicht nur für eine KiTa bräuchte es mehr Platz. Die Moschee als Ort der Begegnung platzt seit ihrem Start in den 70ern aus allen Nähten, deshalb wird Ersatz gesucht. "Mit OB Meyer haben wir ein Gebäude in der Nordstadt im Blick", erläutert Tuncay. Aber eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. "Wir wollen keinen Protzbau, sondern einen Ort, wo Religion und Bildung für die Gemeindemitglieder funktioniert." Und der offen ist für andere Religionen. Martina Prante
Info: Ein Visitationsgottesdienst mit Mirko Peisert wird am Sonntag, 26. März, um 10 Uhr in der Drispenstedter Thomaskirche gefeiert. Ein erstes Treffen zwischen Jugendlichen christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubens ist das Friedensgebet am 3. Mai um 18 Uhr in St. Andreas.