Kirche mit Kindern

Nachricht Hildesheim, 19. Juni 2023

Mirko Peisert freut sich bei seiner letzten Visitation als Superintendent über die Aufbruchstimmung in der Paulusgemeinde Himmelsthür

Hildesheim. Was ist denn da los? Fußgetrampel und Bodypercussion in der Kirche? Die Kinder sind los. Anja Fuhst, Diakonin der Paulusgemeinde Himmelsthür, hat wieder einmal zur Guten-Abend-Kirche für Kinder (GAK) gerufen und 25 kleine Menschen sind gekommen. Sie erleben nicht nur einen spannenden Gottesdienst mit viel Action, sondern dürfen auch noch kräftig basteln und anschließend sogar gemeinsam Abendbrot essen.

Mitten im Getümmel Mirko Peisert. Der Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt ist auf seiner letzten Visitation vor dem Wechsel zum Direktor des Hauses kirchlicher Dienste nach Hannover zum Abschluss der Woche zu Gast in der GAK. Sie sorgt alle zwei Monate für besonders gute Stimmung im Gemeindehaus.

Fünf Tage lang hat Peisert bei der morgendlichen Radtour nach Himmelsthür entlang der Innerste Natur, Wiese und Störche bewundert. „Traumhaft", schwärmt er. Was er bei seiner ersten Visitation in der Paulusgemeinde gesehen hat, „darüber habe ich mich gefreut und bin dankbar". Der konstruktive Kirchenvorstand und die „enorme Runde der Ehrenamtlichen" haben ihm imponiert. Meike Svenja Magnussen, seit einem Jahr Pastorin in der Paulusgemeinde, bezeichnet er als Glücksfall. „Sie hat viel Neues angefangen, Kontakte geknüpft, ist sehr kommunikativ", lobt der Superintendent die 35-Jährige.

"Gott sieht Dich" - Amike hat den Stoffbeutel kräftig bemalt. Foto: Martina Prante

Für die zweifache Mutter ist die Arbeit mit Kindern Schwerpunkt der Gemeindeaufgaben. So hat sie viele Ehranamtliche gewonnen, im November eine Krabbelgruppe ins Leben gerufen - „die platzt aus allen Nähten" - und den Minigottesdienst „Der kleine Paulus" für Kinder von der Geburt bis sechs Jahren auf die Beine gestellt. „Das ist für Kinder und Eltern der Schritt über die Schwelle in die Kirche. So stellen wir eine Beziehung her, lange vor dem Konfirmandenunterricht."

Die GAK gab es schon vor Magnussens Zeit, erzählt Andrea Burgdorf, die in 25 Jahren im Kirchenvorstand schon viele Gottesdienstmodelle mitgemacht hat. „Früher war die GAK Samstagvormittag mit Mittagessen. Dann sind die Besucher weggebröckelt." Seit 2020 wird mit den Kindern im Grundschulalter freitagabends gefeiert. „Alle freuen sich aufs Wochenende, die Stimmung ist fröhlich."

An diesem Freitagabend feiern und basteln die Kinder des Konfirmand:innenunterrichts im 4. Schuljahr (KU 4) mit. „Das ist der Abschluss und für alle etwas Besonderes", erklärt Sandra Güldenpfennig, die den Abend ehrenamtlich mit organisiert. Zwei Spielestationen sind aufgebaut: oben dürfen Spiegel mit dem Bibelspruch aus dem Gottesdienst verziert werden, unten werden Stoffbeutel bemalt. „Viele machen beides, weil sie so schnell fertig sind", freut sich Güldenpfennig über die Begeisterung.

Doch bevor es ans Kreative geht und anschließend aus dem besonderen Anlass mit den Eltern an langen Tafeln Abendbrot gegessen wird, hören die Sechs- bis Zehnjährigen im Gottesdienst die Geschichte der schwangeren Hagar aus Ägypten, die als Sklavin für Abraham und Sara arbeitet. Es ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung, von Leihmutterschaft und Unterdrückung. Gott sieht dies und verspricht Hilfe. Hagar wird Ismael, den Stammvater der Araber, gebären.

Liebevoll haben Diakonin Fuhst und Burgdorf die Geschichte szenisch aufgearbeitet. Nach der Lesung werden die Kinder nach eigenen Erfahrungen gefragt. Außerdem wird nach fetzigen E-Gitarren-Beats gesungen und das Amen laut hinausgerufen. „Vorbildlich", findet Mirko Peisert. „Kirche mit Kindern sollte es viel mehr geben." Martina Prante