Hildesheim. Für Pastor Samuel Logan Ratnaraj ist Deutschland ein ganz besonderes Land: Das Land des Reformators Martin Luther, der den evangelisch-lutherischen Glauben begründet hat. Deshalb sei es sehr aufregend für ihn, Deutschland jetzt besser kennenzulernen, erklärt der Theologe. Pastor Logan verbringt einige Wochen in Hildesheim im Rahmen des Austauschprogramms „Kirche gibt`s auch anderswo“, das von der Landeskirche Hannovers getragen und vom Ev.-luth.- Missionswerk Niedersachsen organisiert wird. Am Donnerstag, 8. Juni, um 19 Uhr im Andreashaus wird Pastor Ratnaraj interessierten Besuchern und Besucherinnen über die Situation der evangelischen Christen in Indien berichten.
Michaela Grön, Gemeindereferentin der St.-Andreas-Kirchengemeinde und Bildungskoordinatorin im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, hatte im März vier Wochen in Chennaj im Bundesstaat Tamil Nadu die Arbeit ihres indischen Kollegen kennengelernt – nun ist er zum Gegenbesuch nach Hildesheim gekommen. „Es ist, als würde ich das Land meiner Vorfahren besuchen“, beschreibt Pastor Logan seine Gefühle. Denn nicht nur Luther kam aus Deutschland, sondern auch Bartholomäus Ziegenbalg, der als Missionar in Indien im 18. Jahrhundert die erste evangelisch-lutherische Gemeinde gründete und die Bibel in die tamilische Sprache übersetzte.
Auch auf Hildesheim hat der Besucher eine freundliche Sicht, die manchen Einheimischen überraschen mag: Eine schöne Stadt sei das, so sauber und mit gut funktionierendem Straßenverkehr. Bei einem Gang durch die Innenstadt fielen ihm besonders die Second-Hand-Läden auf – ein gutes Angebot für Menschen mit geringem Einkommen und um Ressourcen zu schonen, findet Pastor Logan.
Beeindruckt zeigt sich der Theologe vom Alter der Kirchengebäude, die er in Hildesheim besichtigen konnte. Zuerst allerdings habe es ihn schockiert, Figurenschmuck an und in evangelischen Kirchen zu sehen. Aus seiner Sicht sei das bisher ausschließlich ein Kennzeichen katholischer Gotteshäuser gewesen. Er verstehe jetzt aber, dass Martin Luther kein Freund des sogenannten „Bildersturms“ gewesen sei, und es doch schade gewesen wäre, die Schönheit bestehender Gebäude zu zerstören.