Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

Nachricht Hildesheim, 28. Januar 2022

Reihe "Ins Licht gerückt" lässt die Martin-Luther-Kirche zum Gedenktag gelb leuchten

Die Martin-Luther-Kirche ins Licht gerückt. Foto: Willi Duckstein

In Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ins Licht gerückt“ gedachten Stadtteilakteur*innen der Nordstadt am Abend des 27.Januar der Opfer der NS – Gewaltherrschaft. Beteiligt waren die Martin-Luther-Kirchengemeinde, der Stadtteilverein Nordstadt.Mehr.Wert e.V., das Stadtteilbüro Nordstadt, das Theaterpädagogische Zentrum Hildesheim mit dem Lichtkünstler Sönke Franz, die Walter-Gropius-Schule  und viele engagierte Bürger*innen der Nordstadt.
An diesem Tag jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz zum 77. Mal. Der 27. Januar wurde vom ehemaligen  Bundespräsidenten Roman Herzog zum Gedenktag ausgerufen.
Aus diesem Anlass wurde die Kirche gelb angestrahlt. In einem Rahmenprogramm wurde die Verbindung zur Hildesheimer Geschichte hergestellt.

Natascha Feyer, die Vorsitzende des Vereins Nordstadt.Mehr.Wert e.V., erinnerte an das schreckliche Erbe aus der nationalsozialistischen Zeit. Sie berichtete in Kooperation mit „Vernetztes Erinnern“ über Orte in der Nordstadt, die eine zentrale Rolle bei der Zwangsarbeit in Hildesheim gespielt haben, sowie über Menschen, die im Widerstand aktiv waren, und ihre Geschichten.

Auf die Wand des Kirchturms wurden mahnende und informierende Bildfolgen projiziert:
Fotos und Texte erinnerten an die Deportation Hildesheimer Jüd*innen, die am 27. März 1942 mit Sonderwagen der Straßenbahn auf der Strecke der Linie 11 auch durch die Nordstadt nach Hannover gebracht wurden, um von dort nach Warschau und Treblinka deportiert zu werden. Fast niemand von ihnen kehrte zurück.
Weiter wurde an Schicksale erinnert, die sich hinter den in der Nordstadt verlegten Stolpersteinen verbergen. Diese Steine sind am Vortag von Konfirmand*innen der Martin-Luther-Gemeinde geputzt worden. „Wir wollten die Menschen und ihre Geschichte damit ins Licht rücken“ beschreibt Katrin Bode, Diakonin der Martin-Luther-Gemeinde und eine der Initiator*innen die Aktion.

Die Präsentation schloss mit den mahnenden Worten: „NIE WIEDER RASSISMUS – NIE WIEDER ANTISEMITISMUS – NIE WIEDER KRIEG“.
 

Ein Workshop befasste sich mit einer möglichen Umgestaltung der Gedenktafel an der Martin-Luther-Kirche. Foto: Willi Duckstein

Der Gemeinde war ein weiterer Punkt an diesem Gedenktag wichtig: Innerhalb der den Platz an der Martin-Luther-Kirche umgebenden Arkaden befindet sich eine Gedenktafel im Stil der frühen 50er Jahre, die an die deutschen Opfer des 2. Weltkrieges erinnert. Sie nimmt nicht Stellung zu Schuld und Scham und erwähnt auch die Opfer der deutschen Kriegführung nicht. Die Gemeinde führte im Rahmen der Veranstaltung einen Workshop durch, bei dem überlegt wurde, wie man auch den anderen Opfern des Krieges und der Verfolgung gerecht werden könnte. Dieser Workshop soll einen Prozess anstoßen, der sich mit der Zukunft der Gedenktafel beschäftigen soll.
Die Veranstaltung am Tag des Gedenkens an die Opfer der NS - Gewaltherrschaft nahm das Motto: #we remenber auf und positionierte sich für Frieden und  Solidarität gegen Ausgrenzung und Rassismus.

Der nächste Termin der Reihe "Ins Licht gerückt" ist der 12. Februar. Das  Anliegen dieses Tages ist der Kampf gegen den Missbrauch von Kindern als Soldat*innen.  Katrin Bode, Lutz Krügener