Entlastung für junge Eltern

Nachricht Hildesheim, 07. Februar 2022

Das Projekt „Zeit statt Blumen“ der Evangelischen Familien-Bildungsstätte vermittelt ehrenamtliche Helferinnen und Helfer / Infoabend am 11. Februar

Hildesheim. Mutter oder Vater arbeiten, das Baby schreit und zwischen Einkauf und Wohnungsputz muss das Geschwisterkind aus der Kita abgeholt werden: Immer häufiger fehlt jungen Eltern die Zeit, um kurz durchzuatmen und neue Kraft zu tanken. „Viele Familien sind am Rande ihrer Belastungsgrenze“, so Katrina Teigeler. Sie leitet das Projekt „Zeit statt Blumen“, das 2017 von der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Hildesheim ins Leben gerufen wurde. Das Angebot vermittelt erfahrene Ehrenamtliche an Familien in Stadt und Landkreis, um sie im Alltag zu begleiten. 

Seit 2008 bietet das Projekt „wellcome“ in Hildesheim praktische Hilfe für die ersten Monate nach der Geburt. „Aber der Unterstützungsbedarf endet nicht mit dem zweiten Lebensjahr des Kindes“, stellt Katrina Teigeler fest. Deshalb setzt „Zeit statt Blumen“ dort an, wo „wellcome“ nicht mehr greift: Die Ehrenamtlichen begleiten Eltern mit Kindern im Alter von einem bis drei Jahren. Zudem bietet „Zeit statt Blumen“ Beratungen an, um an weiterführende Institutionen oder Angebote zu verweisen. 

Die ehrenamtlichen Einsätze finden auch in Pandemiezeiten statt – schließlich haben Schulschließungen und die Arbeit im Homeoffice den Bedarf sogar noch verstärkt. Auch wenn vieles gerade nicht geht – spazieren ist immer möglich! Aber nicht nur Corona, auch die zunehmende Mobilität führt dazu, dass heute mehr Hilfsangebote benötigt werden. So wohnen viele junge Eltern in einer anderen Stadt als ihre nahen Verwandten oder es besteht überhaupt kein Kontakt mehr zu den Großeltern. 

Wo das soziale Netzwerk der Familien fehlt, springt „Zeit statt Blumen“ ein: Die Ehrenamtlichen begleiten bei Arztbesuchen, holen die Kinder aus der Kita ab oder gehen gemeinsam mit ihnen auf den Spielplatz. Seit August 2020 konnten bereits 22 Familien von diesem Angebot profitieren. Die Anfragen seien „bunt gemischt“, so Teigeler: „Alleinerziehende über Eltern mit körperlicher Einschränkung bis hin zu Regenbogenfamilien melden sich bei uns.“ Vor allem Mehrlingseltern oder Familien mit vielen Geschwisterkindern seien häufig auf Unterstützung angewiesen. „Aber alle Familien sind willkommen“, verspricht Katrina Teigeler.

Wer Entlastung im Alltag benötigt, kann sich an die evangelische Familien-Bildungsstätte wenden. Aus einem Pool von derzeit neun Ehrenamtlichen wählt Katrina Teigeler dann die passende Begleitung aus und engagiert ein erstes Kennenlerntreffen. Wenn anschließend beide Seiten eine positive Rückmeldung geben, kann die Betreuung beginnen. Für die Vermittlung der Ehrenamtlichen wird eine einmalige Vermittlungsgebühr in Höhe von zehn Euro. „Am Geld soll die Hilfe aber nicht scheitern“, stellt Katrina Teigeler klar. So könne der Betrag bei Familien mit wenig Einkommen auch reduziert werden. 

Wie sehr sowohl junge Eltern als auch Ehrenamtliche von den Angeboten profitieren, hat Katrina Teigeler während ihres eigenen Freiwilligendienstes bei „wellcome“ erfahren: „Ich war bei einer Familie mit drei Kindern im Einsatz; der Vater war voll berufstätig“, erinnert sie sich. „Als ich mit den Kindern vom Spielplatz zurückkehrte, strahlte die Mutter vor Freude: Sie hatte es endlich geschafft, in Ruhe ihren kalten Kaffee vom Morgen auszutrinken.“ 

„Zeit statt Blumen“ ist auf eine kurzfristige Entlastung von einigen Wochen bis wenige Monate ausgelegt – wer sich hingegen eine langfristige Begleitung wünscht, kann über die Familien-Bildungsstätte einen qualifizierten Babysitter oder „Wunsch-Großeltern“ finden. Die ehrenamtlichen Omas und Opas kommen zum Spielen, Plätzchenbacken oder auch zur Einschulung. „Viele Familien schätzen den intergenerativen Austausch“, so Katrina Teigeler. 

Wer sich ebenfalls bei „Zeit statt Blumen“ engagieren möchte, kann sich an die evangelische Familien-Bildungsstätte wenden. „In erster Linie sollte man Zeit und ein Herz für Familien mitbringen“, so die Koordinatorin. Dann gibt es viele Möglichkeiten, für das Projekt tätig zu werden: So bietet die evangelische Familien-Bildungsstätte für Menschen ab 14 Jahren eine zweitägige Ausbildung zum Babysitter an. Die Teilnehmenden werden anschließend in eine Vermittlungskartei aufgenommen. Auch neue „Wunsch-Großeltern“ werden gesucht. Kristel Döhring

Info:

Am 11. Februar um 16 Uhr findet im Café Luca eine Informationsveranstaltung zum Wunsch-Großelternprojekt statt. Eine Voranmeldung bei Katrina Teigeler unter Telefon 05121/ 934 75 11 oder per E-Mail an k.teigeler@d-li.de ist notwendig.