Aktiver Einsatz gegen Verschwendung

Nachricht Hildesheim, 06. Dezember 2022

Initiative Foodsharing setzt sich mit 100 Ehrenamtlichen gegen die Vernichtung von Lebensmitteln ein / Zukunfts-Hilde Dezember des Netzwerks öko, fair & mehr

Hildesheim. Tonnenweise Lebensmittel landen jedes Jahr im Müll. Die Abfälle entstehen entlang der gesamten Kette von Produktion über Handel bis zu Verbraucher und Verbraucherin. Elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle sind im Jahr 2020 laut Erhebungen des Bundesministeriums für Ernährung und Lebensmittel entstanden. Die privaten Haushalte sind an dieser Verschwendung mit 59 Prozent beteiligt. Einer Studie des WWF zufolge wäre der größere Teil dieses Abfalls durch besseres Management und ein verändertes Konsumverhalten vermeidbar.

Die Initiative Foodsharing will dazu beitragen, die Vergeudung von Nahrungsmitteln zu verringern und das Bewusstsein dafür zu schärfen. Für ihren Einsatz hat die Hildesheimer Foodsharing-Gruppe die Zukunfts-Hilde für den Monat Dezember erhalten. Das Netzwerk öko, fair & mehr in der Region Hildesheim vergibt diese Auszeichnung seit dem Frühjahr 2021 monatlich an lokale Gruppen, Initiativen und Einrichtungen, die sich für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit einsetzen. Die Arbeit der regionalen Akteurinnen und Akteure soll dadurch gewürdigt werden, gleichzeitig sollen ihre Ziele höhere Bekanntheit erreichen.

Der Einsatz von Foodsharing sei ein Zeichen gemeinsamer Verantwortung, sagte Katalin Kuse, Klimamanagerin im Green Office der Universität Hildesheim, in ihrer Laudatio: „Ihr seid eine echte Bereicherung.“

Die Hildesheimer Foodsharing-Gruppe gibt es seit 2017. Rund 100 Aktive sind es derzeit, die sich in diesem Kreis einbringen. Sie besuchen regelmäßig die 15 örtlichen Betriebe  - Supermärkte, Bäckereien, Cafés, - die sich am Teilen von Lebensmitteln beteiligen. Die Ehrenamtlichen holen dort ab, was sich nicht mehr verkaufen lässt. Allerdings hätten der Soziale Mittagstisch Guter Hirt und die Hildesheimer Tafel, die ebenfalls auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, bei der Verteilung immer Vorrang, betonen Annalena Palm und Konstanze Brockamp von Foodsharing.

Die Foodsaver sind sich einig: Wer einmal direkt miterlebt hat, wie Tonnen von Lebensmitteln vernichtet werden, vergisst das nicht mehr. Verschwendete Nahrungsmittel bedeuteten ja immer auch unnötigen Verbrauch von Ressourcen und unnütze Belastung der Umwelt bei Produktion und Verteilung, erinnerte Katalin Kuse.

Was die Lebensmittelretter und –retterinnen bekommen, das wird über die vier „Fairteiler“ in Hildesheim allen Menschen zugänglich gemacht, die es verbrauchen wollen. Niemand muss dafür erst eine Bedürftigkeit nachweisen. Zwar hat das Foodsharing ganz klar einen sozialen Effekt, doch es geht vor allem darum, die Lebensmittel nicht verkommen zu lassen.

„Fairteiler“, das sind Stationen, die allen offenstehen. Hier werden überzählige Lebensmittel im Kühlschrank oder in Regalen bereitgestellt. Wer immer etwas Essbares übrig hat, kann es dort hinbringen. Vier dieser Verteil-Stationen gibt es bisher in Hildesheim: In der Nordstadt bei der Martin-Luther-Gemeinde, in Drispenstedt bei der St.-Thomas-Gemeinde, am Bühler-Campus der Universität und an der Andreaskirche in der Innenstadt.

Die Initiative Foodsharing arbeitet mit Kooperationspartnern wie den Kirchengemeinden oder dem Projekt Lernen eine Welt zu sein im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt zusammen, um die Einrichtung und Instandhaltung der „Fairteiler“ zu finanzieren und zu organisieren. Und die Stationen werden lebhaft genutzt, berichten die Aktiven: was sie dort in die Regale räumen, werde immer schon bald wieder entnommen.

Wer im Foodsharing-Team aktiv werden möchte, bestimmt den eigenen Zeitaufwand selbst, erklärt Lebensmittel-Retter Robert Sengteller. In einem internen Zeitplan tragen sich die Ehrenamtlichen zum Abholen und Verteilen ein. Wann die Foodsharer bei den Betrieben zum Abholen kommen, bestimmen wiederum die Unternehmen – die Beteiligung soll für sie mit möglichst wenig Aufwand verbunden sein. Mehr Betriebe, die mitmachen, mehr Aktive, die helfen, und Ideen für neue „Fairteiler“-Standorte seien jederzeit willkommen, erklärt Annalena Palm.

Ein erster Kontakt wäre beispielsweise möglich am 12. Dezember ab 20 Uhr im Theaterhaus. Dann kommen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Vereins Foodsharing in Deutschland Mitglieder und Interessierte zusammen.  Wiebke Barth