Harsum. „Es gibt nichts Schöneres als Gemeindebesuche“, sagte Landesbischof Ralf Meister bei seinem ersten Besuch in der evangelischen St.-Andreas-Kirchengemeinde in Harsum. Im vergangenen Jahr hatte der Landesbischof an 250 Kirchengemeinden der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers 25 000 Osterkerzen als Hoffnungszeichen verschenkt, 100 der beschenkten Gemeinden besuchte er selbst. Harsum gehörte nicht dazu – dafür kam der Bischof in diesem Jahr, und nun mit viel mehr Zeit. So blieb nach dem Gottesdienst noch Gelegenheit für die Gemeindemitglieder, beim Kirchenkaffee Fragen zu stellen.
Und die hatten es in sich: Gleich zum Einstieg ging es um die Haltung des Landesbischofs zu Waffenlieferungen in die Ukraine. Er sei als Pazifist groß geworden, erklärte Meister. Doch Erfahrungen während des Studiums in Israel, durch den Bosnienkrieg und nach einem Besuch im zerstörten syrischen Homs habe sich seine Einstellung geändert: Der Einsatz von Waffengewalt könne gerechtfertigt sein, wenn sich ein Volk gegen eine zerstörerische Macht zur Wehr setze.
Auf Nachfrage bezog Meister auch Stellung zu einem Fall in der Braunschweiger Landeskirche: Die hatte ihren Domkantor gekündigt, weil dieser mit seinem Partner eine Leihmutterschaft in Kolumbien in Anspruch nehmen wollte. Er hätte ebenso gehandelt wie die Verantwortlichen in Braunschweig, sagte Meister. Durch die Leihmutterschaft werde die Würde von Frauen brutal instrumentalisiert. Aus Sicht der evangelischen Kirche sei die Entstehung des Lebens eine symbiotische Erfahrung von Mutter und Kind.