Kirche zum Anfassen - vier Beispiele

Nachricht Hildesheim, 06. November 2022

Wie Kirche in Zukunft aussehen könnte: mobil, kreativ, fair, ökumenisch

Screenshot aus dem Video "Wir im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt"

Wie die Zukunft der Kirche praktisch aussehen könnte, kann Hildesheims Superintendent Mirko Peisert berichten – mit Beispielen aus der Gemeindearbeit. Zum Reformationsempfang im Literaturhaus hat er vier ausgesucht. Sie stehen für viele andere Beispiele, die es in der Region Hildesheim mittlerweile gibt.

Das Luca-Mobil in Ochtersum: eine rollende Kaffeebar, die zu immer neuen Orten im Stadtteil gezogen wird. Stationen können der Friedhof ebenso wie der Wendehammer in einem Wohngebiet sein. Die Idee dahinter: Raus zu den Menschen, die möglicherweise selbst nicht in die Kirche gehen würden. „Es ist wie eine Einladung“, sagt Peisert, „doch mal zu einem Gottesdienst zu kommen“. Eine ähnliche Aktion gibt es in der Martin-Luther-Gemeinde in der Nordstadt mit „Pastors Pause“, wenn Pastor Jochen Grön zu den Menschen im Stadtteil fährt, um einfach mal ins Gespräch zu kommen.

Der Co-Writing-Space: das Literaturhaus als Ort zum gemeinsamen Schreiben. Die Aktion lief vier Wochen im Frühjahr. Studierende haben hier an ihren Hausarbeiten gesessen, Pastoren ihre Predigten geschrieben, zählt Peisert auf. „Die Menschen erleben das Schreiben in Gemeinschaft anders, als wenn sie zuhause hocken würden“, ist er überzeugt. Kirchenräume werden in anderen Gemeinden ähnlich genutzt, zum Beispiel mit gemeinsamen Mittagessen wie in der Markusgemeinde.

Fair-Teiler-Kühlschränke: Vier gibt es schon – in der Nordstadt, vor der Andreaskirche, an der Uni und in Drispenstedt. Ein weiterer Standort ist in Planung. Lebensmittel werden frei zugänglich und umsonst angeboten. „Das ist niedrigschwellig und funktioniert erstaunlich gut“, sagt Peisert. Die jeweilige Gemeinde stellt den Platz zur Verfügung, die Kirche fördert die Anschaffung des Kühlschrankes, ein Fairteiler-Netzwerk gibt Informationen weiter. Ein ähnliches lokales Modell kann sich Peisert auch beim Thema Autoteilen vorstellen oder mit der gemeinsamen Nutzung eines Lastenrades.

Ökumene: Seit kurzem probt ein neuer Seniorenchor im Andreashaus. Teilnehmer sind ehemalige Sänger und Sängerinnen, deren Stimme „in die Jahre gekommen ist“ oder auch Leute, die eigentlich noch nicht gemeinsam gesungen haben. Geprobt wird vormittags, die Literatur ist den Ansprüchen angepasst und der Chor tritt auch in Gottesdiensten auf – in evangelischen genauso wie in katholischen.

Quelle: Norbert Mierzowsky in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 27.10.2022