Endlich bricht das Morgen an

Nachricht Hildesheim, 30. August 2022

Endlich bricht das Morgen an Raketenstart: Literaturhaus St. Jakobi eröffnet am 9. September die neue Spielzeit

Das „Gestern“ war eine lange Zeit. Zwei Jahre hat es gedauert, um genau zu sein. So sehr hat sich, Corona-bedingt, die gleichnamige Spielzeit im Literaturhaus St. Jakobi gedehnt. Nun aber kann endlich das „Morgen“ anbrechen. Am 9. September wird die neue Saison eröffnet, ein Jahr lang steht die Zukunft im Mittelpunkt mit Autor:innen wie Harald Welzer, Daniel Schreiber oder Tatjana van der Beek. Symbolisch dafür bahnt sich eine Rakete den Weg durch die Kirchendecke.

David Schnitter hat das spektakuläre Bühnenbild der Saturn V nachempfunden, die 1969 erstmals Menschen zum Mond getragen hat. Zwölf Meter in der Höhe und vier Meter im Durchmesser misst die Konstruktion. Mit Silo-Folie, Malerflies, Dachlatten, Hula-Hoop-Reifen und anderen Materialien, die in den NASA-Werkstätten weniger gebräuchlich waren. Das hat seine Vorteile, so Jakobi-Intendantin Sarah Sophia Patzak: „Unser Spritverbrauch ist deutlich kleiner.“

Unter den eindrucksvollen Triebwerken werden Uni-Präsidentin May-Britt Kallenrode, tfn-Intendant Oliver Graf und Oberkirchenrätin Julia Helmke am 9. September den Countdown für die Spielzeit einleiten und mit literarischen Impulsen persönliche Ausblicke auf das Morgen wagen. Rabea umrahmt den Abend musikalisch, der Eintritt ist frei.

Keine Woche später holt Harald Welzer seine im Juni ausgefallene Lesung nach. Ist die Klimakatastrophe noch aufzuhalten? Und wenn dann wie? Dieser Frage ist Welzer in mehreren Bestsellern nachgegangen. Am 15. September liest er Auszüge aus seinem aktuellen Buch „Nachruf auf mich selbst“.

Das Hildesheimer Stadtmagazin Public feiert seinen 40. Geburtstag mit einer Lesung seines Kolumnisten Hartmut El Kurdi am 30. September. El Kurdi präsentiert ein Best-of seiner bissig-witzigen Texte und kommt mit tfn-Dramaturgin Conny Pook ins Gespräch. Ganz anders dann die Grundstimmung am 5. Oktober, wenn der erfolgreiche Autor Daniel Schreiber („Nüchtern“ und „Zuhause“) sein neues Werk „Allein“ mitbringt. Hat Corona das Alleinsein als Zukunftsmodell etabliert?

„In der Mittagspause für 20 Minuten mal was ganz anderes denken und tun“ ist Birgit Mattauschs Devise vom 1. bis 4. November jeweils ab 12 Uhr. Die Jakobi-Pastorin will bei „Espresso und Kunsten“ den Kopf mit einem kleinen künstlerischen Impulsen frei machen; den Espresso gibt’s gratis dazu.

Neue Formen von Literatur lernt das Publikum am 15. November bei der Poetikvorlesung mit Hannes Bajohr kennen. Bajohr nutzt selbst programmierte Künstliche Intelligenz, um Texte aus dem Internet herauszufiltern und in einen neuen Kontext zu stellen. Er schreibt also nicht selbst, sondern definiert die Rolle des Autors neu, indem er mit Sätzen anderer Menschen arbeitet – wie in der 2017 erschienenen Sammlung „Glaube Liebe Hoffnung“.

Tatjana van der Beek, Thea Mengeler und Juan Guse haben gemeinsam, dass ihre literarischen Wurzeln im Hildesheimer Studiengang Kreatives Schreiben liegen. Inzwischen haben alle drei ihren Platz im Literaturbetrieb gefunden. Im Literaturhaus stellen sie am 6. Dezember neue, teils unveröffentlichte Texte vor und tauschen sich über ihr Schreiben aus.

Zusätzlich bietet St. Jakobi Veranstaltungen, die sich in den letzten Jahren zu festen Bestandteilen des Programms entwickelt haben. Die Lesereihe „248 Sachen im Karton“ bringt am 10. November Gedichte und Geschichten auf die Bühne, die Hildesheimer:innen geschrieben haben – Interessierte können sich bis zum 25.9. formlos bewerben. Die Literaturzeitschrift Bella triste feiert am 22. November ihre 64. Ausgabe mit einer Lesung, und den Jahresabschluss bildet traditionell der Rastplatz am Heiligabend. Ralf Neite

Info:

Nähere Informationen gibt es auf der neu gestalteten Homepage www.stjakobi.de. Dort kann man ab 1. September auch Tickets bekommen – ebenso wie in den beiden Filialen von Ameis Buchecke in der Goschenstraße und der Andreaspassage.