Warmes Essen, warme Räume und Gespräche gegen die Winterkälte

Nachricht Hildesheim, 22. Dezember 2022

Aktion Wärmewinter: Kirchengemeinden und Diakonie nutzen Plus bei der Kirchensteuer für Mittagstische, längere Öffnungszeiten und Beratung

Nora Stumm und Julia Kramer-Bartlau sind zum gemeinsamen Mittagessen ins Martin-Luther-Gemeindehaus gekommen und nutzen die Gelegenheit zum Gespräch mit Pastor Lutz Krügener. Foto: Wiebke Barth

Hildesheim. Draußen ist es kalt und nass – und drinnen fehlt es am Geld, die Wohnung zu heizen. Die hohen Energiekosten bringen viele Menschen in diesem Winter an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten. Und für manche gibt es nicht einmal ein eigenes Zuhause als Zuflucht vor der Winterkälte. Mit der Aktion Wärmewinter wollen die evangelische Kirche und die Diakonie helfen: mit warmen Räumen, warmem Essen und Beratung.

Auch im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt gibt es solche Angebote von Kirchengemeinden und Diakonie. Finanziert werden sie überwiegend aus zusätzlichen Kirchensteuern durch die Zahlung der 300 Euro staatlicher Energiepreispauschale. Die müssen versteuert werden, so dass automatisch auch mehr Kirchensteuern anfallen. Durch die Aktion Wärmewinter soll dieses Geld denjenigen zugutekommen, die besonders unter den hohen Energiekosten leiden.

Schon seit Anfang November bietet die Martin-Luther-Gemeinde dreimal in der Woche einen Mittagstisch an: „Gegen Einsamkeit und Kälte und für gutes Essen“, heißt es in der Einladung. Montags und donnerstags im Martin-Luther-Gemeindehaus, mittwochs im Gemeindehaus von St. Thomas in Drispenstedt gibt es für 1,50 Euro ab 12.30 Uhr ein warmes Essen; wer kann bezahlt mehr. Nur zwischen Weihnachten und Neujahr pausiert das Angebot.

Das Essen wird von der Küche des Seniorenheims Magdalenenhof zubereitet und von Ehrenamtlichen ausgeteilt. Auch vom Team der Hauptamtlichen der Gemeinde ist immer jemand dabei. Denn es geht nicht nur um eine preiswerte Mahlzeit, es geht auch um Geselligkeit und Gemeinschaft.

So kommen einige Mitglieder des Martin-Luther-Seniorenkreises jetzt nicht nur dienstags zu ihren regelmäßigen Treffen, sie sehen sich auch zweimal in der Woche zum Essen, weil es in Gemeinschaft einfach besser schmeckt. Und Julia Kramer-Bartlau und Nora Stumm nutzen die Gelegenheit zum Gespräch unter Müttern, während ihre Kinder in Kita oder Schule versorgt werden. Bei Kaffee und Keksen besprechen sie mit Pastor Lutz Krügener auch gleich ihre Idee, ein Angebot für Kinder auf die Beine zu stellen. „Die Rückmeldungen sind sehr positiv“, sagt Pastor Krügener über den Mittagstisch, es könnten aber ruhig noch ein paar Gäste mehr kommen.

Gemeinsam schmeckt es besser, meinen die Mitglieder des Seniorenkreises, und treffen sich zum Essen im Martin-Luther-Gemeindehaus. Von links: Hans-Jürgen Buttlar, Ursula Koselleck, Maria Machens, Christine Jaenicke und Hanna Brauns. Foto: Wiebke Barth

In der Lukasgemeinde soll es erstmals am 12. Januar auch einen solchen Mittagstisch geben: Immer donnerstags von 12 bis 13.30 Uhr wird dann im Café LUCA an der langen Tafel ein warmes Essen angeboten, auch hier für 1,50 Euro. Organisiert wird das dann von der neuen Koordinatorin Tanja Bock. Ausreichend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind bereits für die Donnerstage bis Ende März gefunden, berichtet Pastorin Meike Riedel. „Alle sind willkommen“, sagt sie, egal ob es zu Hause finanziell knapp ist oder einfach die Gesellschaft fehlt.

Das Ma(h)l bei Markus gibt es dagegen schon seit Jahren: Jeden Dienstag treffen sich um 12 Uhr Seniorinnen und Senioren zur gemeinsamen Suppe sowie anschließendem Kaffee oder Tee und Keksen – und natürlich zum Klönen. Doch der Kreis der Stammgäste könne sich jetzt gern erweitern, sagt Pastorin Anke Garhammer-Paul. Auch Jüngere sind willkommen, gegen eine Spende von einem Euro mitzuessen. Damit es für alle reicht, sollten sich neue Gäste bei Organisatorin Marianne Adam unter Tel. 05121 / 22338 anmelden.

Die Bahnhofsmission in Trägerschaft der Diakonie in der Region Hildesheim und Peine ist Anlaufpunkt für alle, die unterwegs sind, die sich ausruhen oder aufwärmen wollen – ab Januar auch samstags. Zurzeit ist die Bahnhofsmission regelmäßig montags, mittwochs und freitags von 9 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am Wochenende gab es bisher ein solches Angebot für Wohnungslose und andere Bedürftige nicht. Das habe sie schon lange bedauert, sagt Susanne Bräuer, Leiterin der Bahnhofsmission. Doch mit – abgesehen von ihr selbst - ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitenden ließ sich das nicht machen. Jetzt aber konnte sie eine zusätzliche Kraft einstellen, und am 7. Januar wird die Bahnhofsmission erstmals auch am Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet sein – Kaffee, Tee und Kaltgetränke eingeschlossen.

Wohl sicher nicht alle, die den Energiekostenzuschuss erhalten haben, hätten ihn auch nötig gehabt. Wer das Geld entbehren kann, könnte es denjenigen zukommen lassen, denen die gestiegenen Preise wirklich zu schaffen machen. Aus dieser Überlegung entstand die Initiative „Hildesheim spendet Wärme“, ins Leben gerufen vom Internationalen Chor Hildesheim e.V. zusammen mit der Stiftung Familien in Not im Kirchenkreisverband Hildesheim. Wer will, kann direkt über die Website fin-hildesheim.de spenden. Wer dagegen selbst Hilfe benötigt, kann sich an Familien in Not unter stiftung@fin-hildesheim.de wenden.

Wenn das Budget knapp ist, das Geld an allen Enden fehlt, hilft manchmal der Blick von außen, um sich eine Übersicht über die Ausgaben zu verschaffen, Sparpotentiale ausfindig zu machen oder Möglichkeiten der Unterstützung zu suchen. Die Diakonie der Region Hildesheim und Peine hat ihre Beratungszeiten für eine Haushalts- und Budgetberatung in der Schuldnerberatung und Kirchenkreissozialarbeit ausgeweitet. Ratsuchende können bei den Beratungsstellen in Stadt und Landkreis telefonisch Auskunft erhalten oder einen Termin vereinbaren.  Wiebke Barth