Das konnte man damals noch nicht ahnen, doch in mehreren Kirchengemeinden gab es auch so Bedenken, sich dem neuen Modell anzuschließen. Dass die Gemeinde mit der Leitungsverantwortung auch den engen Draht zu ihrer Kindertagesstätte verlieren würde: Diese Sorge war zum Teil so groß, dass sie die offenkundigen Vorteile überwog. Die mit ehrenamtlichen Mitgliedern besetzten Kirchenvorstände, in pädogogischen und betriebswirtschaftlichen Fragen meist Laien, mussten sich nicht mehr mit Personalrecht, Finanzen, Sicherheitsbestimmungen oder Hygienevorschriften plagen.
Heute sind 22 Kitas mit 70 Gruppen und mehr als 1200 Kindern in der Trägerschaft des Kirchenkreises. Nur eine Gemeinde – die Hildesheimer Markusgemeinde – betreibt ihre Kita noch selbst. „Ich höre immer wieder von den Kirchenvorständen, dass sie sehr dankbar sind für die Entlastung“, sagt Superintendent Mirko Peisert. Auch die Bedenken, die enge Bindung zur Kita zu verlieren, hätten sich nicht bestätigt: „Wo es vorher einen guten Draht zwischen Gemeinde und Kindertagesstätte gab, ist das auch heute noch so.
Den Trägerschaftswechsel gab es überall in der Landeskirche, die das Konzept schon seit Mitte der nuller Jahre vorbereitet hatte. Deshalb kennt Peisert das Thema bestens auch aus seinem früheren Kirchenkreis Burgdorf. Und er räumt ein: „Es brauchte Zeit, um den großen Laden ins Laufen zu bringen.“
Das bestätigt Carmen Niebecker, die 2013 die pädagogische Leitung der Kitas im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt übernommen hat. Fünf Jahre habe es bestimmt gedauert, bis das neue Modell gut lief. „Und es ist ein Prozess, der weitergeht“, so Niebecker.
In pädagogischen Fragen habe die jetzige Lösung große Vorteile, sagt die Fachfrau, etwa bei der Einarbeitung neuer Kita-Leitungen: „Ich begleite die. Nicht nur am Anfang. Das ist meine Kernaufgabe.“ Als weitere Pluspunkte zählt sie die Fachberatung für die Kitas, Aus- und Weiterbildungsangebote auf, dazu spezielle Leistungen wie eine musikalische Fachberatung, die es mehrere Jahre gab. Niebecker: „Das wäre von einer einzelnen Kita nicht zu leisten.“
Neben der pädagogischen gibt es auch eine betriebswirtschaftliche Leitung. Das hilft vor allem bei großen Themen wie Bauvorhaben oder in Krisen – Stichwort Corona: Hier hat die betriebswirtschaftliche Leitung sich darum gekümmert, ständig wechselnde Verordnungen umzusetzen und Hygienekonzepte zu entwickeln, die allen Kitas zur Verfügung standen.
„Da es es sich sehr bewährt, dass wir die Kräfte gebündelt haben“, betont Mirko Peisert. „Und ich kann ruhig sagen: Andere haben sich das bei uns abgeguckt.“ Ein guter Grund also zum Feiern: Das hat der Kirchenkreis am Donnerstagabend mit einem großen Gottesdienst samt anschließendem Fest für alle Kita-Mitarbeitenden in der St.-Andreas-Kirche getan. Ralf Neite