Fataler Einbruch der Jugendarbeit durch Corona

Nachricht Harsum, 21. September 2022

Visitation einmal anders: Mit dem Fahrrad erkundet Superintendent Mirko Peisert die evangelische Kirchengemeinde Harsum-Bavenstedt

Harsum. "Das ist ja wie Urlaub", strahlt Mirko Peisert mit der Sonne um die Wette. Urlaub, das bedeutet für den Superintendenten des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, bei bestem Wetter mit dem Fahrrad zu fahren. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass es hier so hügelig ist“, wendet sich Peisert an Pastorin Alexandra Beiße, mit der er auf und ab zwischen Harsum und Asel unterwegs ist. Denn Peisert macht nicht Urlaub, sondern Visitation.

Und das tut er „total gern. Ich empfinde diese Besuche als Chance, einen neuen Blick auf Kirchengemeinden zu werfen und gemeinsam nach vorne zu denken“. Gerade in diesen Zeiten politischer Großwetterlage, in der alle in Gefahr seien, ständig in Angst und Sorgen zu leben und die Hoffnung zu verlieren, „darf man sich davon nicht gefangen nehmen lassen“. Als Superintendent sei er oft außen vor, bei der Visitation aber könne er „genau hingucken, hinhören und wahrnehmen“. 

In diesem Jahr gelten die alle sechs Jahre anstehenden Besuche der Region Nord, diese Woche der evangelischen Kirchengemeinde von Harsum. „Ich kannte Bahnhof, Supermarkt und die Kirche“, gesteht Peisert. Das hat sich inzwischen geändert, unter anderem dank Alexandra Beiße, seit 2017 Pastorin der 1900 Mitglieder zählenden Gemeinde Harsum-Bavenstedt.

Das zentrale Bild ihrer Predigt beim Visitationsgottesdienst am vergangenen Sonntag galt dem neuen Kunstwerk von Dieter Homeyerauf dem Thieplatz, dem Mittelpunkt im alten Dorfkern Harsums. „Für mich leitet die Plastik mit ihrem Tor von der kriegerischen Seite der Gedenksteine zum Frieden und der Sonne entgegen“, so Beiße. Ein guter Grund also, mit dem Fahrrad von diesem Ort, an dem früher Feste, Feiern, Aufmärsche und Schauturnen stattfanden, zur anderthalbstündigen Fahrradtour durch Harsum zu starten.

In den vergangenen Tagen hat Peisert bereits mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen der Kirchengemeinde, mit der Leitung der Kita, dem stellvertretenden Bürgermeister geredet und das Druckhaus Köhler besucht. „Ich will einen Eindruck vom Ort gewinnen und auch würdigen, was hier passiert.“ Im Vorfeld ist er durch den Gemeindebericht bereits über Zuständigkeiten, Zusammenarbeiten und Gruppen des Ortes informiert worden. 

„Die Pandemie-Zeit bedeutete harte Jahre für den Kirchenvorstand“, hat der Superintendent dabei erfahren. Aufgefallen ist Peisert vor allem ein Thema, und das bezeichnet er als fatal: „Die nachhaltige Wirkung von Corona auf Jugendliche.“ Harsums Markenzeichen sei die lebendige Jugendarbeit gewesen, „und da ist ganz viel weggebrochen“. Das bestätigt Pastorin Beiße: „Die Konfirmandenfahrt ist wegen Corona drei Mal ausgefallen, da kann keine Bindung zur Kirche entstehen.“ 

Umso mehr freuen sie und die Konfirmanden sich auf die nächste Fahrt im Februar. „Bei den Jugendlichen wird das wieder“, ist Beiße überzeugt. Bei den Gottesdienstbesuchen werde es wohl „noch länger dauern, bis der Alltag wieder eingekehrt“. 
Hier will Peisert konkrete Anregungen in seinen Visitationsbericht aufnehmen, „wie Kirche in der Krise neue Wege gehen kann und sich Freiräume für intensivere Kontakte mit Menschen nimmt“. Beiße ist froh über diesen Blick von außen.

Auf dem Fahrrad zeigt sie dem Superintendenten ihre Gemeinde: Es geht vorbei an den Schulen, dem Neubaugebiet; Rathaus, Friedhof und Feuerwehr liegen auf dem Weg. In Asel war Peisert noch nie, Staunen über die im 15. Jahrhundert erbaute St. Catharina-Kirche. Geschäfte gebe es keine mehr in Asel, sagt Beiße. Außer dem Fahrradladen. Und der interessiert Fahrradfan Peisert wiederum sehr. Martina Prante