Näher zusammen – mit ganz viel Musik

Nachricht Kreis Hildesheim/Oesselse, 03. März 2022

Elvira Fink ist Diakonin und Musikpädagogin / Viele Pläne für das zehnjährige Bestehen der Zwölf-Apostel-Gemeinde Sarstedt-Land

Kreis Hildesheim/Oesselse. Bei ihrer Amtseinführung als Diakonin der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde Sarstedt-Land hat sie geweint. Aus Rührung über die vielen schönen Überraschungen, die Pastoren und Pastorin, Mitarbeitende, Gemeinde und Familie sich für den Gottesdienst hatten einfallen lassen, sagt Elvira Fink. Vielleicht waren aber auch Tränen der Erleichterung dabei, denn die berufsbegleitende Ausbildung hatte ihr viel abverlangt.

Auch wenn Elvira Fink als Diakonin ein Neuzugang in der Gemeinde ist, eine Unbekannte ist sie dort keineswegs, hat sich vielmehr eingebracht, seitdem sie mit ihrem Mann 2010 nach Oesselse gezogen war – und zwar vor allem mit Musik. Auch als Diakonin sagt sie: „Über die Musik versuche ich die Gemeinde zusammen zu bringen.“

Elvira Fink ist in Kasachstan geboren und hat dort die ersten Lebensjahre in einem Dorf verbracht, in dem Deutsch ganz selbstverständlich neben Russisch gesprochen wurde. Als sie sieben Jahre alt war, wanderte die Familie nach Deutschland aus, aufgewachsen ist sie in Uelzen. Mit der Familie machte sie auch ihre ersten musikalischen Erfahrungen: in einer Band, die bei Hochzeitsfeiern für Unterhaltung sorgte. Nach der Schule studierte Elvira Fink Elementare Musikpädagogik und Gesang an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover mit dem Ziel, Musiklehrerin zu werden: „Ich wollte schon immer unterrichten und andere in der Musik voranbringen“, erzählt die Diakonin.

Das tat sie dann in der Musikschule Laatzen: schon während des Studiums, verstärkt als fertige Pädagogin, und schließlich als stellvertretende Leiterin. Aber: „Alles hat seine Zeit“, sagt Elvira Fink. Seitdem sie mit ihrem Mann und den 2010 und 2012 geborenen Kindern in Oesselse lebte, reizte es sie, sich in ihrer Kirchengemeinde Zwölf Apostel Sarstedt-Land einzubringen. So gab sie die Tätigkeit in der Musikschule auf und stellte sich neuen Herausforderungen in der Gemeinde.

Sie gründete zuerst einen Kinderchor, dann einen für Erwachsene und dann auch noch einen für Jugendliche. Ihr Einsatz kam gut an und 2018 erhielt sie eine befristete Stelle für ein halbes Jahr. Um die Musikpädagogin über diese Zeit hinaus zu halten, bot ihr die Kirchengemeinde eine freie halbe Stelle als Diakonin an. Der Haken war nur – sie war ja keine Diakonin. Ohne die zusätzliche Ausbildung konnte sie die Stelle nicht bekommen. „Damals habe ich mir eine Liste mit Pro und Kontra gemacht“, erzählt Elvira Fink.

Elvira Fink in ihrem Element: beim Musizieren, hier beim Projekt „Musik liegt in der Luft“ im Sommer 2021. Foto: Alexandra Moegerle

Offenbar überwog das Pro, sie ging das Wagnis ein: Neben der Arbeit und ihren Aufgaben als Mutter paukte sie den Unterrichtsstoff, besuchte Seminare, schrieb halbe Nächte an Hausarbeiten. Mit der Unterstützung ihrer Familie, der Pastoren und auch ihrer Mentorin Sandra Heiting hat sie die Dreifachbelastung bewältigt: „Es ist interessant, wie man das geschafft hat“, wundert sie sich selbst. Inzwischen ist auch die auf ein halbes Jahr verkürzte Anerkennungszeit beendet und Elvira Fink konnte als Diakonin eingeführt werden.

Ihre Arbeit, erklärt sie, habe sich durch die Ausbildung zwar nicht sehr verändert, aber ihr Blick darauf. Sie hat nun mehr theologischen Hintergrund, hat tolle Menschen kennengelernt und erfahren, wie viele Arten es gibt, den christlichen Glauben zu leben. „Der Glaube war schon immer Teil meines Lebens“, erklärt sie, „aber das lief immer über die Musik.“

Die Corona-Zeit hat ihr die Ausbildung nicht gerade erleichtert. Ihre erste Predigt und Andacht hielt sie per Video und verschickte die Aufnahmen für die Bewertung. Und auch die Chorarbeit in der Gemeinde sollte ja trotz Lockdown weitergehen. Für das Krippenspiel 2020 filmte sie einzelne Szenen und setzte alles zu einem Video zusammen; 2021 machte sie die Aufnahmen im Gemeindehaus vor einem Greenscreen. Auch Chorproben und Angebote für Konfirmandinnen und Konfirmanden fanden per Video statt. Auf technischem Gebiet habe sie sehr viel dazugelernt, sagt Elvira Fink, und auch wenn das alles sehr viel Aufwand war, war es am Ende dann „unfassbar schön“.

Ab dem 17. März soll es endlich wieder Proben mit Präsenz geben. Die Gemeinde begeht dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen, und das soll auch musikalisch gefeiert werden: Mit einem Sing-Workshop, einer Cajon-Aufführung und einem Musical mit dem Titel „Eine Welt – Brücken bauen statt Mauern“. Ein Projektchor wird speziell für eine Aufführung beim Gemeindefest gebildet, die Kindergottesdienst werden Aktionen für die Kinder vorbereiten und vieles mehr: „Ich habe viele Visionen für eine noch bessere Vernetzung in unserer großen Gemeinde“, versichert Elvira Fink.  Wiebke Barth