Das rollende Café auf dem Bollerwagen

Nachricht Hildesheim, 08. Juni 2022

LUCAmobil bringt Menschen in Ochtersum miteinander ins Gespräch

Foto: Wiebke Barth

Hildesheim. Ein umgebauter Bollerwagen – darauf passt alles, was für ein Café im Grünen nötig ist: Becher und Gläser, Kaffee, Wasser und Saft, selbstgebackene Muffins und Zuckerkuchen vom örtlichen Bäcker, das Ganze gekrönt von einem großen grünen Sonnenschirm. Naja, tatsächlich gehört zum LUCAmobil natürlich auch noch ein Team von Helferinnen und Helfern, die den Bollerwagen ziehen, die backen und Kaffee kochen und mit viel Engagement und Freude Menschen zusammenbringen und Kontakte knüpfen.

Mit dem Café LUCA direkt neben der Kirche hat die Lukasgemeinde vor fünf Jahren einen bedeutsamen Schritt getan und Menschen aus ganz Ochtersum zu Begegnung und Gesprächen in gemütlicher Umgebung eingeladen; ausdrücklich auch solche, die eine Kirche nie oder schon lange nicht mehr von innen gesehen hatten.

Das kam sehr gut an, aber das engagierte Team um Pastorin Riedel und die damalige Diakonin Sandra Heiting machte dabei nicht Halt. Wie ließen sich wohl auch diejenigen erreichen, die nicht den Weg ins Café LUCA fanden? Das Café sollte zu ihnen kommen. Aus dieser Idee heraus entstand das LUCAmobil: Ein Café auf vier Rädern, das einmal im Monat – angekündigt – an immer anderer Stelle im Stadtteil auftaucht. Dann wird der Schirm aufgespannt, der Kuchen geschnitten und das HelferInnen-Team wartet, wer wohl diesmal alles kommen wird, um bei einem Becher Kaffee ein bisschen zu plaudern. Kirche neu denken, Hemmschwellen abbauen, die Menschen überraschen, das waren die Ziele, erklärt Pastorin Meike Riedel.

Auch im Winter und selbst bei Dauerregen rollt das Café an. Schöner und belebter ist es allerdings an einem sonnigen Tag wie diesem auf dem idyllisch gelegenen Spielplatz am Heinrich-Nüsse-Weg. Kaum haben Inge Lähnemann sowie Walburga und Claus-Günther Kullig die Becher und Gläser auf dem Bollerwagen-Tresen aufgereiht, erscheinen auch schon die ersten Besucherinnen aus der Nachbarschaft.

Julia Krettek ist mit ihrer Tochter Mieke gekommen; sie wohnen in der Nähe und haben durch einen Flyer erfahren, dass das LUCAmobil heute hier Station macht. Den Spielplatz besuchen sie ohnehin oft, Hauptattraktionen sind aber sonst die Seilbahn und die Röhrenrutsche. Kurz darauf gesellt sich auch Heike Purmann mit ihrer Eurasier-Hündin Luna zur Plauderrunde. Der Standort des LUCAmobils ist offenbar gut gewählt. An ihrem Bollerwagen-Café seien schon Menschen miteinander ins Gespräch gekommen, die seit Jahren Nachbarn waren, aber nie ein Wort gewechselt hatten, erzählt Meike Riedel: Experiment geglückt.

Als die Idee eines mobilen Cafés in Ochtersum entstand, gab es in verschiedenen Städten ähnliche Projekte und einen Austausch über die Erfahrungen, berichten die OrganisatorInnen und nennen als Hildesheimer Beispiel die „Torte im Park“ des Kirchenkreisjugenddienstes. „Wir sind im Verein ‚Netzwerk christlicher Cafés‘“, erklärt  Pastorin Riedel. „Da haben wir viel gelernt“, stimmt Inge Lähnemann zu.

Das Ehrenamtlichen-Team für das LUCAmobil ist ökumenisch aufgestellt. Die evangelische Lukasgemeinde und die katholische St.-Altfrid-Gemeinde arbeiten in der Initiative „Gemeinsam in Ochtersum“ eng zusammen. An diesem Tag am LUCAmobil erscheinen als Gäste auch Bruder Bernd und Bruder Josef, Mönche vom Benediktiner-Kloster Eremo St. Romuald in Röderhof, später kommt eine Schwester aus dem Kloster Marienrode dazu.

Das ist kein Zufall, vielmehr wollen die BenediktinerInnen im Godehardjahr mehr mit den Menschen in Ochtersum ins Gespräch kommen. Schließlich war Godehard Benediktiner, erklärt Margret Strake von der St.-Altfrid-Gemeinde, und immerhin gebe es in Ochtersum eine St.-Godehard-Kirche an der gleichnamigen Straße. Vielleicht könne man von den Mönchen ja etwas lernen über das Zuhören und über Leben in Gemeinschaft.

Nächster Halt des LUCAmobils ist am Dienstag, 5. Juli, von 15.30 bis 17 Uhr auf dem Domfriedhof Alfelder Straße.   Wiebke Barth