Zurück zum Paradies

Nachricht Hildesheim, 11. April 2022

Die St.-Andreas-Gemeinde stellt einen Monat lang die Themen Schöpfung und Umwelt in den Mittelpunkt

Hildesheim. Gott, so sagt uns das Buch Genesis in der Bibel, hat die Welt in sieben Tagen erschaffen. Der Mensch – manche halten ihn für die Krone der Schöpfung – ist nun dabei, sie wieder in einen toten Planeten zurückzuverwandeln. Er braucht etwas länger dafür als eine Woche, geht aber ebenfalls rasant zu Werke: Klima-Expertinnen und -Experten sind sich einig, dass weite Teile der Welt schon bald unbewohnbar werden, wenn wir nicht radikal umsteuern.

Die St.-Andreas-Gemeinde reagiert darauf, indem sie das Thema ab Ostern in den Mittelpunkt rückt. „Schöpfungsgrün“ ist der Titel einer Gottesdienst- und Veranstaltungsreihe, die am Ostersonntag, 17. April, beginnt und am 15. Mai mit der Aufführung von Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ endet. Dazwischen gibt es Vorträge und eine Pflanzaktion.

„Für mich geht es darum, als Christ Verantwortung zu übernehmen“, sagt Andreaspastor Axel Kawalla. Den düsteren Prognosen der Wissenschaft setzt er Hoffnung entgegen: „Wir können sehr viel bewegen, wenn wir es wollen.“ Zugleich müsse man sich keine Illusionen machen: „Das schafft keiner alleine. Es braucht den Heiligen Geist, damit es gut wird.“

Beziehungsweise wieder gut wird. Nachdem er die Welt geschaffen hatte, schaute sich Gott sein Werk an „und sah, dass es gut war“, so steht es in der Bibel. Eine neue Strömung in der Klimabewegung benutzt deshalb das Wort „Paradising“: Die Bewegung hin zum einem Zustand, in dem die Menschen nicht (oder erst einmal weniger) in die natürlichen Prozesse eingreifen, sondern in Balance mit ihnen leben. 

„Das heißt nicht, dass wir wieder wie die Steinzeitmenschen leben“, sagt Axel Kawalla, „aber ein Besinnen auf die Grundlagen kann es schon werden.“ Man müsse sich zudem darüber im Klaren sein, dass die Erde den Menschen nicht braucht: „Die kann sich schütteln, und dann sind wir weg.“ Der Pastor folgert daraus: „Wir sind hier Gäste.“

In St. Andreas beginnt dieses Besinnen am Ostersonntag im 11 Uhr, wenn Kawalla die Verbindungslinien zwischen Ostern und dem Schöpfungsgedanken offenlegt. An fünf weiteren Sonntagen wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und von unterschiedlichen Pastor*innen im Gottesdienst näher beleuchtet. Am 24. April etwa werden zwei Pastor*innen Auszüge aus einem neuen Musical zu Franz von Assisi vorstellen – der Heilige Franziskus war ein Beispiel für den respektvollen Umgang mit der Natur, sprach beispielsweise von „Bruder Feuer“ oder „Schwester Sonne“.

Ergänzend zu den Gottesdienst lädt die Andreasgemeinde Vertreter*innen zweier Klimabewegungen ein: Am Dienstag, 3. Mai, bietet Fridays For Future um 19 Uhr einen Workshop an zum Thema „Vom Rathaus bis Lützerath“, in dem der lokale Einsatz für die Umwelt im Mittelpunkt steht. Eine Woche später zur gleichen Zeit organisiert Extinction Rebellion einen Vortrag der Aktivistist*innen vom „Aufstand der letzten Generation“, die die Politik mit zivilem Ungehorsam zu schnellerem Handeln drängen wollen.

Ganz praktisch wird es am Samstag, 7. Mai, von 11 bis 16 Uhr auf dem Andreasplatz. Die neue Gemeindereferentin Michaela Grön startet eine Pflanzaktion mit Umweltpädagog*innen, Kindern und Eltern aus dem Oberlin-Kindergarten. Ziel ist es, die Steinfläche des Platzes mit mehr Grün zu versehen. Michaela Grön, bisher Koordinatorin des Projekts „Lernen eine Welt zu sein“ ist seit Anfang April im Andreas-Team. „Sie bringt sehr viel Erfahrung in der Öko- und Nachhaltigkeitsszene und ihre Netzwerke ein“, freut sich Axel Kawalla über die Verstärkung. Ralf Neite

Info: Weitere Infos auf der Homepage www.andreaskirche.com