Vom Schlangenbaum zur Zauberschlucht

Nachricht Hildesheim, 02. Mai 2022

Waldkita Mamamiti wird mit der Zukunfts-Hilde im Monat Mai des Netzwerks öko, fair & mehr ausgezeichnet

Hildesheim. In einem Waldkindergarten erleben die Kinder die Natur jeden Tag hautnah. Sie beobachten und spüren den Wandel der Jahreszeiten, lassen sich von Käfern faszinieren, machen umgestürzte Baumstämme, Laubhaufen und rutschige Hänge zu ihrem Spielplatz. Das wirkt sich nicht nur auf ihre eigene Entwicklung aus, sondern auch auf ihre Haltung gegenüber Natur und Umwelt.

Um einen grundlegenden ökologischen Wandel der Gesellschaft zu erreichen, genügt es nicht, Erkenntnisse über die globalen Zusammenhänge in der Natur zu verbreiten und das Wissen über das Zusammenwirken unterschiedlicher Aspekte der Umwelt zu vermitteln. Damit Menschen zur Veränderung bereit sind, müssen sie sich auch emotional  angesprochen und betroffen fühlen. Und dafür ist es ideal, die Liebe zur Natur und das Verständnis für diese Zusammenhänge schon in früher Kindheit durch eigene Erfahrung und eigenes Erleben zu wecken. Die Mamamiti Waldkita in Hildesheim geht diesen Weg.

Dafür ist sie mit der Zukunfts-Hilde des Monats Mai vom Netzwerk öko, fair & mehr ausgezeichnet worden. Das Netzwerk hebt mit dieser Auszeichnung jeden Monat eine Institution, eine Gruppe oder ein Projekt in der Region Hildesheim hervor, das sich vorbildhaft für Klimafreundlichkeit, Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit einsetzt.

„Dieser Waldkindergarten ist ein Positivbeispiel für gelebte nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft“, lobte Kira Nadler, Koordinatorin der BUNDjugend Niedersachsen, in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung. Die frühkindliche Naturverbundenheit sei die Basis für Umweltbewusstsein und nachhaltiges Handeln.

Kira Nadler überbrachte die Urkunde der Zukunfts-Hilde im Namen des Netzwerks öko, fair & mehr zusammen mit Kurt Weidt vom Stadtlabor und Netzwerkkoordinatorin Michaela Grön, Leiterin des Projektes Lernen eine Welt zu sein im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt. Den Preis nahmen Wildnispädagogin Nicole Mecke im Namen des Erzieherinnen-Teams sowie Natalie Vandreier und Lucia Pohl aus dem Vorstand für den Elternverein entgegen, der Träger der Kindertagesstätte ist.

Die Übergabe fand statt auf dem 1000 Quadratmeter großen Gartengrundstück am Steinberg, das die 2019 gegründete Mamamiti Waldkita als Heimat ihres Kindergartens gepachtet hat. Dort gibt es Sandkasten und Schaukeln aus Naturmaterial, dort wird am Lagerfeuer gekocht und werden Feste gefeiert. Im Garten helfen die Kinder auch dabei mit, Blumen zu pflanzen und Gemüse zu ernten, das danach direkt verarbeitet und verspeist werden kann. Eine farbenfrohe Hütte auf dem Gelände dient als Unterschlupf bei ganz, ganz schlechtem Wetter oder zum Aufwärmen zwischendurch.

Hauptsächlich ist die Kita aber im nahen Wald zu Hause. Verschiedene Anlaufpunkte dort tragen geheimnisvolle Namen wie Zauberschlucht oder Schlangenbaum.  Dort im Wald dürfen die Kinder in ihrem eigenen Tempo Erfahrungen machen. Dort finden sie Spielzeug vor, das die Natur von selbst bietet. Dort erleben sie ihre Umwelt mit allen Sinnen, entwickeln Fantasie und üben auf Matsch und im Gestrüpp, auf Balancierbäumen oder Kletterhängen ihre motorischen Fähigkeiten. Sie praktizieren auch ganz konkreten Umweltschutz, in dem sie im Wald den Müll einsammeln, den andere hinterlassen haben.

15 Mädchen und Jungen zwischen drei Jahren und Schuleintritt werden in der Kita Mamamiti montags bis freitags von 7.30 bis 13.30 Uhr von drei Erzieherinnen betreut, die ab und zu noch Unterstützung durch einen Praktikanten oder eine Praktikantin erhalten – zurzeit ist das Mara Behme. Außerdem wirken auch die Eltern der Kita-Kinder in verschiedenen Arbeitskreisen mit und bringen sich aktiv in den Kindergartenalltag ein.

Zwar halten sich die Erzieherinnen zurück, solange die Kinder ihre Umgebung selbst erkunden. Sie bringen aber auch immer wieder verschiedene Themen ein, um das Verständnis für die Natur zu fördern. Dazu gehören auch bestimmte Regeln, damit sich die Kinder sicher im Wald bewegen, nicht außer Sichtweite laufen oder Unbekanntes in den Mund stecken.

Die Selbsterfahrung in der Natur wird außerdem durch Rituale wie den Morgenkreis und jahreszeitliche Feste ergänzt, um Struktur und Geborgenheit zu vermitteln. Das Konzept der Waldkita Mamamiti beruht auf einem christlichen Weltbild, fördert aber auch interkulturelles und interreligiöses Lernen. Das Konzept von Stefanie Neues wurde von Christina Magro, pädagogische Leitung, Initiatorin und Mitbegründerin des Elternvereins, weiterentwickelt.

Der Name Mamamiti bedeutet „Mutter der Bäume“ und ist der Spitzname von Wangari Maathai. Die 2011 verstorbene Kenianerin hat sich in ihrem Heimatland für Umweltschutz, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit eingesetzt. Auf ihre Initiative hin wurden in Afrika 30 Millionen Bäume gepflanzt. 2004 wurde die Wissenschaftlerin und Politikerin Wangari Maathai mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wiebke Barth